Berlin.. Der Nachwuchs ist dem langjährigen rheinland-pfälzischen Landeschef Kurt Beck auf den Fersen. Mehrere Kandidaten stehen bereit. In Umfragen liegen SPD und CDU gleichauf, doch Becks Sympathiewerte bröckeln.

Kurt Beck hört auf. Wann genau, ist noch unklar. Aber die Jungen scharren mit den Hufen. In Mainz geht das Gerücht um, der Ministerpräsident werde nach 18 Jahren sein Amt abgeben. Die Landes-SPD dementiert lau. Die Debatte erinnert an die Endzeit von Johannes Rau in NRW, der auch über die Medien bedrängt wurde. Der Unterschied ist, dass Wolfgang Clement unter einem „Prinz-Charles-Syndrom“ litt. In Rheinland-Pfalz gibt es nicht den einen unumstrittenen Nachfolger, sondern gleich drei Anwärter.

Nach der Wahl 2011 hat Beck beteuert, dass es seine letzte Amtszeit sein würde und dass mit ihm die vollen fünf Jahre lang zu rechnen sei – soweit es seine Gesundheit zulasse. Das war eine taktische Halbwahrheit. Er sollte seine Autorität bewahren, den Zeitpunkt des Abschieds selbst bestimmen und sich neu orientieren können. Für die SPD stand schon damals fest, dass ein Wechsel früher fällig wird. Er selbst wollte nicht bis ins hohe Alter, bis zum letzten Tag im Amt bleiben.

CDU-Frau Julia Klöckner setzt ihm zu

Beck ist 63 Jahre alt, und es gibt Hinweise, dass er ursprünglich mit 65 gehen wollte, im Laufe des Jahres 2014. Wenn der Generationenwechsel überstürzt wird, liegt das womöglich an Julia Klöckner. Mit ihr ist die CDU wieder konkurrenzfähig.

In Umfragen liegen SPD und CDU gleichauf, und Becks Sympathiewerte bröckeln. Bei der Wahl 2011 hätte die CDU-Frau ihm fast den Rang abgelaufen. Der Partei fehlte – ein Dilemma, das sich wiederholen könnte – bloß ein Bündnispartner: Die Grünen zogen die SPD vor.

Mit Klöckner kann Beck nicht umgehen. Sie ist fast so leutselig wie er, aber jung, attraktiv, respektlos, schnippisch und angriffslustig. Die Landes-SPD weiß, dass sie Klöckner ernst nehmen und Becks Nachfolger Zeit haben sollte, sich zu profilieren und einen Amtsbonus erarbeiten zu können. Das spricht für einen baldigen Wechsel. In Frage kommen die Minister Doris Ahnen (Bildung), Roger Lewentz (Innen) sowie Fraktionschef Hendrik Hering.

Einige in der Partei drängen

Beck hat alle drei gefördert und seine Nachfolge nicht tabuisiert. Aber einige drängen. Jedenfalls berichtet die „Rhein-Zeitung“ aus Koblenz so detailliert über die Nachfolge-Regelung, dass wohl Interna ausgeplaudert wurden.

Die drei unerklärten Bewerber sollen sich einigen. Auf einem Landesparteitag, so der Plan, würde Beck den SPD-Vorsitz abgeben. Ob er sofort oder später als Ministerpräsident zurücktritt, das sollte bis zur Sommerpause klar sein.

Die Kandidaten sind wie die Partei: geerdet. Das Rechts-Links-Schema hilft bei der Landes-SPD nur bedingt weiter. Beck selbst erzählt, dass ihm Freunde schon mal zurufen: „Du bist eigentlich ein Konservativer.“

Wechsel zur Stiftung?

Beck geht – aber nicht so ganz. In Berlin wurde gemunkelt, dass er auf das Präsidialamt schielte. Falls je was dran war, so hat es sich mit Wulffs Rücktritt und mit Gauck erledigt.

Realistischer ist, dass Beck bei der Friedrich-Ebert-Stiftung nach einer neuen Aufgabe sucht. Er ist dort aktiv, hat Peter Struck unterstützt, 2010 den Vorsitz zu übernehmen, damals gegen den Willen von SPD-Chef Sigmar Gabriel. Nun wäre Beck an der Reihe.

Wieder ein „Dino“, werden sie im Willy-Brandt-Haus stöhnen. Aber die SPD steht in Becks Schuld. Erst haben sie ihn zu ihrem Leitwolf gemacht – um Beck dann als SPD-Chef wieder wegzubeißen.

Strucks zweijährige Amtszeit läuft Ende des Jahres aus. Eine Wiederwahl bis 2014 schien bisher Formsache. Wird der Wechsel in Rheinland-Pfalz überstürzt, kollidieren womöglich Lebenspläne. Aber so ist das halt. Beim Generationenwechsel.