Essen.. Das Comeback von Christian Lindner reißt die FDP-Basis aus ihrer Schockstarre. In Umfragen liegt die Partei am Boden, doch die NRW-Mitglieder wittern eine Chance. Sie glauben: Wenn es einer schafft, die FDP wieder in den Landtag zu bringen, dann Lindner.

Als er ging, waren die Liberalen an Rhein und Ruhr entsetzt. Die FDP hat ihren besten Mann verloren, hieß es. Viele klammerten sich an den Abschiedsworten des scheidenden Generalsekretärs fest: „Er hat ,Auf Wiedersehen’ gesagt. Vielleicht kommt er ja wieder“, sagten im Dezember Liberale aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis dieser Zeitung. Nun ist Lindner, der Hoffnungsträger, wieder da.

Die Basis in NRW hatte nach der Neuwahl-Entscheidung deutliche Signale an den Parteivorstand gesendet. Per Mails und SMS gingen die Wünsche nach Düsseldorf und auch nach Berlin. „Wir haben am Mittwoch im Kreisvorstand spontan beschlossen, dass Lindner der beste Kanidat wäre“, sagt Michael Schwunk, FDP-Chef im Ennepe-Ruhr-Kreis. Lindner ist hier unter Parteifreunden nur „der Christian“. Sie bewundern ihn, sie halten ihn hoch. Höher jedenfalls als die Herren Rösler, Bahr und Döring zusammen.

„Das ist ein Neuanfang“

„Das ist ein echter Neuanfang, das motiviert uns für den Wahlkampf“, schwärmt Schwunk. Lindner habe schon im NRW-Landtag einen guten Job gemacht. „Er ist kenntnisreich, er hat Charisma, er ist der beste Spitzenkandidat.“ Daniel Bahr, der bisherige Spitzenmann der NRW-Liberalen, muss hinter den populärsten Kandidaten zurücktreten. Schwunk: „Bahr soll sich auf die Gesundheitspolitik in Berlin konzentrieren, dort wartet genug Arbeit auf ihn. Zum Beispiel das Abschaffen der Praxisgebühr.“

Ingo Müller, Chef der Liberalen in Hamm, hatte im Auftrag seiner Parteifreunde gleich am Mittwoch eine Kurzmitteilung an Linder geschickt. Die Botschaft: Mach Du das! „Wenn einer für die FDP das Ruder rumreißen kann, dann Lindner. Er ist im Land extrem gut vernetzt“, lobt Müller.

Existenz der FDP steht auf dem Spiel

Der Dortmunder FDP-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Michael Kauch war bei der Entscheidung für Lindner im Landesvorstand mit dabei. „Es gab eine deutliche Unterstützung für Lindner. Er kann sich, im Gegensatz zu Daniel Bahr, jetzt voll auf den Landtags-Wahlkampf konzentrieren und muss nicht den Spagat übern zwischen Ministeramt und Spitzenkandidatur.“

„Er ist der beste Mann. Lindner hat klare Positionen, er ist sensibel für soziale Fragen, und er kann Botschaften zuspitzen“, findet Kauch. Worum es geht, wisse jeder in der Partei: „Diese Wahl ist für die parlamentarische Existenz der FDP in NRW entscheidend.“