Berlin. .

Noch ist es Zukunftsmusik. Doch wenn es nach den Kultusministern geht, soll es für Schüler bald keinen allzu großen Unterschied mehr machen, ob sie ihre Abiturprüfung in NRW, Bremen oder Bayern absolvieren. Gestern haben sie sich in Berlin darauf verständigt, den Gymnasialabschluss bundesweit zu vereinheitlichen und vergleichbarer zu machen. Ein Zentral-Abitur wird es aber nicht geben.

Ab dem Schuljahr 2016/ 2017 sollten alle Länder einen zentralen Aufgabenpool zur Verfügung gestellt bekommen, sagte der Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK), Ties Rabe (SPD), gestern. Dazu sollen bereits 2012 Bildungstandards für die Fächer Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch vorgelegt werden. 2013 werden Biologie, Physik und Chemie folgen.

Viel Zündstoff

In diesem Schritt steckt allerdings noch mächtig Zündstoff. Hier geht es um die Frage, ob sich das Niveau eher an erfolgreichen Ländern im Schulwesen wie Bayern oder an den Schlusslichtern wie den Stadtstaaten orientiert. Bildungsforscher befürchten hier, dass die Ansprüche niedrig formuliert werden.

Später wird das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) Beispielaufgaben für die Abi-Prüfung entwickeln. Parallel dazu soll es für die Korrektoren der Arbeiten eine Art Leitfaden ausarbeiten. Daraus wird hervorgehen, was man in der Aufgabe vom einzelnen Abiturienten erwartet und wie die einzelnen Lösungsschritte zu benoten sind.

100 Fragen pro Fach

Die Bundesländer dürfen sich in diesen Prozess einklinken und ebenfalls Aufgaben einreichen. Dies sei ein Angebot an die Länder, sagte Rabe. Sie müssten es aber nicht annehmen.

In einem letzten Schritt wird das IQB geeignete Abituraufgaben auswählen und sie in den gemeinsamen Pool stellen. Wie groß die Anzahl am Ende ist, aus der die Länder auswählen können, ist noch nicht geklärt. Nach den Worten Rabes werden es aber eher 100 als zehn Aufgaben pro Fach sein

Die nordrhein-westfälische Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) bezeichnete den Beschluss der Kultusministerkonferenz als vernünftig. „Wir sollten diesen Weg geordnet weitergehen“, sagte sie gestern nach Ende der Beratungen. Von einem „guten und richtigen Schritt“ sprach auch Schulentwicklungsforscher Nils Berkemeyer.

Problemfall Ferien

Konferenz-Chef Rabe stellte klar, dass mit dem Konsens kein Zentralabitur geschaffen werde. Dies wäre rein praktisch auch kaum umsetzbar, da die Abschlussprüfung überall am selben Tag geschrieben werden müsste. Dazu müsste man aber auch den Beginn der Schulferien vereinheitlichen.

Die Pläne der Kultusminister werden absolut gleiche Voraussetzungen für den Schulabschluss freilich nicht ermöglichen. Schon deswegen nicht, weil die Abi-Prüfung nur ein Drittel der Gesamtnote ausmacht.

Unterschiedliche Bewertung

Bei der Bewertung der übrigen Klausuren und der Leistung im Unterricht, die mit zwei Dritteln zu Buche schlagen, gebe es „größte Unterschiede selbst in den Ländern“, sagte Rabe.

Bildungsforscher befürchten zudem, dass die Länder auch weiterhin auf die Aufgaben zugreifen können, die ihnen genehm sind. Frei nach dem Motto: Wenn sie genug Aufgaben einreichen, werden einige davon nach der IQB-Prüfung schon im Pool landen.