Berlin. . Die Partei hat jetzt sogar drei Bewerber für das Amt des Staatsoberhauptes, aber sie kann sich nicht auf einen Kandidaten einigen. Am Montag soll nun endgültig entschieden werden. So ist es jedenfalls geplant.
Parteichefin Gesine Lötzsch versuchte nach dem Spitzentreffen, den Schaden zu begrenzen. Zu ihrer großen Freude sei die Linke in einer komfortablen Situation. Es gebe drei Menschen, die sich zur Verfügung gestellt hätten.
Komfortable Situation? Von wegen! Mit ihrer aus dem Ruder gelaufenen Suche nach einem Bewerber für das Amt des Bundespräsidenten hat sich die Linke kräftig blamiert.
Noch am Wochenende wollte die Partei keinen Kandidaten gegen Joachim Gauck ins Rennen zu schicken. Dann brachte Lötzsch mit einem unbedachten Satz Beate Klarsfeld ins Spiel. Die „Nazi-Jägerin“ zeigte sich bereit und die Linke stolperte in die Kandidatensuche. Mit einem raschen „Ja“ zu Klarsfeld hätte die Linke ein Signal der Geschlossenheit senden können – im Kampf um ein Amt, das sie sowieso nicht gewinnen wird. Denn Gauck kann mit einer großen Mehrheit in der Bundesversammlung rechnen. Doch beim Treffen der Partei- Fraktions- und Länderspitzen am Donnerstag versuchte der Vorstand wohl, den Politologen Christoph Butterwegge ins Rennen zu schicken. Er wäre ein Kandidat für die Linkeren in der Partei gewesen und gilt als Liebling des heimlichen Vorsitzenden Oskar Lafontaine. Klarsfeld wiederum ist wegen ihrer Solidarität zu Israel umstritten.
Vom Butterwegge-Vorstoß wurden viele in der Partei überrascht. „Davon wusste ich nichts“, sagte etwa Thüringens Fraktionschef Bodo Ramelow. Butterwegge sei ein „sehr respektabler“ Bewerber, gleichwohl wünsche er sich Klarsfeld als Kandidatin. Damit steht er nicht allein.
Festlegung am Montag
Statt einen „Gegen-Gauck“ zu präsentieren, hat die Linke mit Klarsfeld, Butterwegge und der Abgeordneten Luc Jochimsen nun drei potenzielle Bewerber. Damit ist es ihr – wie bereits mehrfach in der Vergangenheit – erneut misslungen, eine Personalie geräuschlos zu entscheiden. Am Montag will sich der Parteivorstand endgültig festlegen. Bis dahin hält Lötzsch eine erneute Verlängerung der Bewerberliste für „ziemlich ausgeschlossen“. Aber eben nicht ganz.