Berlin. Immer mehr Politiker mischen sich in die Debatte um die “wilde Ehe“ des designierten Bundespräsidenten Joachim Gauck ein. Während Guido Westerwelle eine Debatte über die “wilde Ehe“ als “stillos“ bezeichnet, forderte ein CSU-Politiker Gauck deutlich auf, seine “persönlichen Verhältnisse zu ordnen“. Die Stimmen im Überblick.

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis hat das designierte Staatsoberhaupt Joachim Gauck aufgefordert, "seine persönlichen Verhältnisse so schnell als möglich zu ordnen". Dies "dürfte wohl im Interesse des Herrn Gauck selbst sein", damit "insoweit keine Angriffsfläche geboten wird", sagte Geis der "Passauer Neuen Presse". Der künftige Bundespräsident Joachim Gauck lebt seit 1991 von seiner Ehefrau Gerhild - genannt "Hansi" - getrennt, ist aber nicht geschieden. Seit zwölf Jahren ist die Nürnberger Journalistin Daniela Schadt (52) die Lebensgefährtin des 72-Jährigen. Im Vorfeld der knapp verlorenen Bundespräsidentenwahl 2010 hatten Gauck und Schadt für den Fall eines Wahlerfolgs erwogen, aus der "wilden Ehe" eine richtige Ehe zu machen.

Mittlerweile hat sich Außenminister Guido Westerwelle (FDP) in die Debatte um die "wilde Ehe" von Gauck eingeschaltet. "Die Kritik an den persönlichen Lebensverhältnissen des nominierten Bundespräsidenten ist stillos", sagte Westerwelle der "Rheinischen Post". Deutschland sei ein "modernes Land", so Westerwelle.

Thierse äußert sich scherzhaft zu Gaucks "wilder Ehe"

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) ermunterte Gauck scherzhaft, Frau Schadt zu heiraten. "Ich unterstelle mal, dass er seine Lebenspartnerin auch liebt. Und da bin ich dann wiederum auch konservativ, die Frau, mit der ich zusammenlebe und auch weiter zusammenleben will, die kann ich doch auch heiraten", sagte Thierse dem Nachrichtensender N24 am Dienstag.

Die Nominierung von Joachim Gauck für das Amt des Bundespräsidenten findet indes in der Bevölkerung großen Beifall. Nach einer am Montagabend durchgeführten Umfrage für das Hamburger Magazin "stern" halten mehr als zwei Drittel der Deutschen (69 Prozent) die Entscheidung von Union, FDP, SPD und Grünen, Gauck zum neuen Staatsoberhaupt zu wählen, für eine gute Lösung. Nur 15 Prozent meinen, ein anderer Kandidat wäre für das Amt besser geeignet gewesen. 16 Prozent der Befragten äußerten keine Meinung. Bei Twitter und Facebook gab es hingegen viel Kritik für Gauck.

Essener zu Gauck

René Willems (55):
René Willems (55): "Das muss jemand mit einer weißen Weste sein, der jetzt deutscher Bundespräsident wird. Auch bei uns in Holland wurde das Thema diskutiert. Ich denke, dass die Deutschen jetzt jemanden brauchen, der Ehrlichkeit ausstrahlt. Vielleicht ist Gauck der Richtige dafür."Foto: Sebastian Konopka © WAZ FotoPool
Winfried Schiffer (56):
Winfried Schiffer (56): "Ich freue mich sehr, dass Joachim Gauck Bundespräsident werden soll, er ist mein Lieblingskandidat. Während die meisten Bundespräsidenten vor ihrem Amtsantritt unscheinbar waren, hat Gauck bereits jetzt eine enorme Präsenz. Aber auch für ihn ist das nun eine schwere Aufgabe." Foto: Sebastian Konopka © WAZ FotoPool
Thomas Synowietz (34):
Thomas Synowietz (34): "Ich frage mich, ob es überhaupt jemanden gibt, der das Amt erfüllen kann. Bei den Ansprüchen, die an den Bundespräsidenten gestellt werden, scheint das nahezu unmöglich. Es ist vielmehr ein moralisches als ein politisches Amt und dadurch noch schwieriger zu besetzen."Foto: Sebastian Konopka © WAZ FotoPool
Gudrun Vosloh (64):
Gudrun Vosloh (64): "Gauck ist gut, eine Frau wäre aber besser gewesen. Ich finde, es wäre mal Zeit für eine Frau in diesem Amt. Von Joachim Gauck erhoffe ich mir, dass er es schafft, die noch immer in den Köpfen existierende Mauer zwischen Ost und West abzubauen. Wenn nicht er, wer dann?!" Foto: Sebastian Konopka © WAZ FotoPool
Susanne Mück (46):
Susanne Mück (46): "Ich bin überrascht und freue mich, dass Joachim Gauck Bundespräsident werden soll. Ich hätte nicht erwartet, dass er noch mal kandidiert. Sicherlich kann man erst später beurteilen, ob er der Richtige ist, aber mir war er schon vor zwei Jahren sympathischer" Foto: Sebastian Konopka © WAZ FotoPool
Dirk Schulze (51):
Dirk Schulze (51): "Mich wundert es, dass überhaupt jemand diesen Job noch machen möchte. Ob es jetzt Gauck wird oder ein anderer, dem neuen Bundespräsidenten wird doch jetzt ganz genau auf die Finger geschaut und damit wird es noch schwerer, dem Amt gerecht zu werden."Foto: Sebastian Konopka © WAZ FotoPool
Nico Gregorius (19):
Nico Gregorius (19): "Souverän und ehrlich sollte der Bundespräsident sein. Man muss Vertrauen zu ihm haben können. Ich finde es schwierig, jetzt schon zu entscheiden, ob Joachim Gauck der Richtige dafür ist. Das wird sich so richtig erst zeigen, wenn er eine Weile im Amt ist."Foto: Sebastian Konopka © WAZ FotoPool
Pascal Kaczorowski (18):
Pascal Kaczorowski (18): "Man ist es in Deutschland gewohnt, dass es einen Bundespräsidenten gibt, einen Mann da ganz oben - aber ist das heute noch sinnvoll? Ich weiß wirklich nicht, ob wir dieses Amt noch brauchen. Ich warte jetzt erstmal ab, wie sich Joachim Gauck so verhält." Foto: Sebastian Konopka © WAZ FotoPool
Kerstin Voss (43):
Kerstin Voss (43): "Joachim Gauck ist die richtige Wahl, weil er kein Politiker ist. Außerdem ist er Pfarrer, das finde ich auch gut. Ich wünsche mir, dass er sich in dem Amt besser bewährt als Christian Wulff und nicht seine eigenen wirtschaftlichen Interessen in den Vordergrund stellt." Foto: Sebastian Konopka / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
Sven Küpper (34):
Sven Küpper (34): "Joachim Gauck tritt ein auf jeden Fall ein schweres Erbe an. Fast scheint es, als gäbe es zwei Arten von Politikern: Jeder hat irgendwie eine Leiche im Keller; da gibt es die, die Glück haben und nichts entdeckt wird und die, bei denen alles aufgedeckt wird."Foto: Sebastian Konopka © WAZ FotoPool
1/10