Essen.. Die Hannoveraner Staatsanwaltschaft diskutierte zwei Wochen lang nonstop die Causa Wulff. Oberstaatsanwalt Lendeckel: Die Entscheidung hing nicht davon ab, ob wir einen Rücktritt des Präsidenten auslösen.

Wie lange kann man eine Affäre, die ständig neue Nahrung bekommt, aussitzen? Wann ist der persönliche „Rubikon“ überschritten und der Bundespräsident nimmt seinen Hut? So viel diese Frage in den vergangenen Wochen diskutiert wurde, so schnell kam meist die Antwort: Spätestens, wenn die Staatsanwaltschaft die Aufhebung der Immunität beantragt, um Ermittlungen gegen den Bundespräsidenten aufnehmen zu können.

Für die Staatsanwaltschaft Hannover ist dieser Zusammenhang zwar nicht zwingend. „Am Donnerstagabend sind sogar noch Wetten abgeschlossen worden, dass Wulff versucht, im Amt zu bleiben“, sagt Hans-Jürgen Lendeckel, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft. Doch in der Tat sei die Verantwortung sehr hoch, erklärt der Oberstaatsanwalt gegenüber dieser Zeitung.

Lendeckel verneint die Frage, ob die Beteiligten womöglich befangen gewesen seien: „Dann dürften wir das nicht machen“. Die Entscheidung hänge nicht von der Konsequenz ab, die Christian Wulff daraus ziehe. Dennoch: Die Beteiligten „haben fast zwei Wochen lang intensiv und kollegial durchdiskutiert“, sagt der Oberstaatsanwalt. Was den Stein ins Rollen gebracht hat für den am Donnerstag formulierten Anfangsverdacht der Vorteilsnahme? „Die Berichterstattung über den gemeinsamen Urlaub von Christian Wulff mit dem Filmunternehmer David Groenewold im Herbst 2007“.