Berlin. Bundespräsident Christian Wulff ist erneut unter Druck geraten. Als niedersächsischer Ministerpräsident hat er ein Auto zu besonders günstigen Leasingraten bekommen. Das hat sein Anwalt inzwischen eingeräumt. Einen Rechtsverstoß kann er darin aber nicht erkennen.

Die Liste mit Vorwürfen gegen Bundespräsident Christian Wulff und seine Gattin Bettina wird immer länger. Als niedersächsischer Ministerpräsident soll er nach einem Bericht des Spiegel einen Skoda Yeti zu "Aufsichtsratskonditionen" geleast und dabei womöglich gegen das Ministergesetz verstoßen haben.

Demnach musste Wulff nur ein Prozent des Kaufpreises als monatliche Rate bezahlen. Bei gewöhnlichen Kunden verlange Volkswagen dagegen 1,5 Prozent. Unter dem Strich habe Wulff monatlich so 100 Euro, also 1200 Euro im Jahr, gespart.

Wulff bekam die Konditionen, die für VW-Angestellte gelten

Laut Spiegel hat der damalige Ministerpräsident die Vorzugskonditionen bekommen, weil er Aufsichtsrat bei VW war. Den Kontrollposten hatte Wulff aber nur deshalb, weil das Land Niedersachsen ein Fünftel der VW-Stammaktion hält. Heikel könnte das Autoleasing für Wulff nun mit Blick auf das "Gesetz über die Rechtsverhältnisse der Mitglieder des Landesregierung" werden. Es besagt, dass Minister und der Ministerpräsident "keine Belohnungen und Geschenke in Bezug auf ihr Amt annehmen" dürfen. Wulffs Anwalt Gernot Lehr versuchte gegenüber dem Spiegel, die Vorwürfe zu entkräften: So habe Wulff die "innerhalb des VW-Konzerns üblichen Vergütungen" gezahlt. In der Tat können Angestellte des Konzerns Autos zu denselben Vergünstigungen leasen.

Für neuen Wirbel sorgt zudem der Nord-Süd-Dialog im Flughafen Hannover von 2009. Angeblich hat Präsidentengattin Bettina Wulff Tickets für den Promi-Treff des Event-Managers Manfred Schmidt an private Freunde vergeben. Dies geht nach Spiegel-Recherchen aus Dokumenten auf dem Dienstrechner von Wulffs Ex-Sprecher Olaf Glaeseker hervor. Unter der Betreffzeile "Nord trifft Süd" hatte Bettina Wulff demnach per Email "noch ein paar Nachzügler" benannt, die eingeladen werden sollten. Darunter ihre beste Freundin und deren Ehemann.

Zudem habe die heutige First Lady, die 2009 bei der Drogeriekette Rossmann als Pressereferentin arbeitete, eine Karte für einen Kollegen und einen ehemaligen Mitstreiter bei Continental beordert. Auch an die Bremer Familie Brune aus Bremen hatte Wulff offenbar gedacht und per Mail nachgefragt, ob sie zum Nord-Süd-Dialog eingeladen sei. Marc und Jens Brune gehört das Hotel Seesteg auf Norderney, wo die Wulffs Urlaub gemacht haben.