Berlin. . Mehr Mitarbeiter mit ausländischen Wurzeln - das ist die Lösung, die der öffentliche Dienst ausgemacht hat, um sein Nachwuchs-Problem zu lösen. Die Länder wollen nun offensiv Werbung machen - und die Qualifikation von Zuwanderern verbessern. Nicht zuletzt sollen die Einstiegshürden sinken.

Der öffentliche Dienst soll künftig mehr Beschäftigte mit ausländischen Wurzeln einstellen: Bund, Länder und Kommunen wollen den Anteil von Zuwanderern etwa in der Polizei, in Schulen oder Verwaltung erheblich steigern – durch ­offensive Werbung, bessere Qualifikation und den Abbau von Einstellungshindernissen. Das ist eine der wichtigsten Verabredungen in dem neuen „Aktionsplan“, den der fünfte Integrationsgipfel im Bundeskanzleramt beschloss.

„Die Vielfalt des Landes muss sich auch im öffent­lichen Dienst widerspiegeln“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel nach den Beratungen mit rund 120 Beteil­igten aus Politik, Wirtschaft und Verbänden. Der Hintergrund: Fast ein Fünftel der Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund – doch im öffentlichen Dienst stammt bundesweit nur jeder zehnte Mitarbeiter aus einer Zuwandererfamilie.

Brückenbauer gesucht

Konkrete Zielmarken legte der gestrige Gipfel aber nicht fest, auch eine von Migrantenverbänden geforderte Zuwanderer-Quote für den öffentlichen Dienst wurde abgelehnt. Die Bundesregierung setzt vor allem auf mehr Information, eine laufende Anzeigen­kampagne und die Schulung von Personalentscheidern.

„Wir wollen Brückenbauer gewinnen“, sagte Maria Böhmer (CDU), die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung. Sie mahnte auch die ­Medienbranche, mehr ­Zuwanderer einzustellen.

Der Staatsdienst fängt nicht bei Null an. So will NRW mit einem eigenen Integrationsgesetz den Anteil von Beschäftigten aus Einwandererfamilien in der öffentlichen Verwaltung mittelfristig mehr als verdoppeln, unter anderem über anony­misierte Bewerbungen.

„Reine Symbolpolitik“

Länder wie Niedersachsen lehnen gesetzliche Vorgaben ab. „Dadurch gelingt Integration nicht besser oder schlechter“, meint Landessozialministerin Aygül Özkan (CDU). Das Land wolle aber mehr Migranten auf allen Ebenen gewinnen, „also über Lehrer oder Polizisten hinaus“. Das Land Berlin wirbt gezielt um Migranten als Auszubildende; ihr Anteil bei Ausbildungsverträgen verdoppelte sich binnen vier Jahren auf 20 Prozent.

Für Merkel ist Integration „eine kontinuierliche Auf­gabe“, notwendig seien verbindlichere Ziele und Regelangebote, etwa zur Sprachförderung. Grünen-Chef Cem Özdemir kritisierte den Gipfel als „reine Symbolpolitik“, SPD-Vize Aydan Özoguz klagte, es gebe immer neue Pläne, aber wenig konkretes Handeln.