Berlin/Kiel. . Schwere Mängel in der Ausbildung und Führung von Kadetten hat der Wehrbeauftragte des Bundestages an Bord des Segelschulsschiffs „Gorch Fock“ festgestellt. Trotz der eingestellten Ermittlungen nach dem Tod einer Kadettin sieht Hellmut Königshaus (FDP) „Führungsdefizite und Sicherheitslücken“.

An Bord des Segelschulschiffes „Gorch Fock“ ist es zu schweren Mängeln in Ausbildung und Führung der Kadetten gekommen. Zu diesem Ergebnis kommt der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Hellmut Königshaus (FDP), in seinem Jahresbericht, der in dieser Woche in Berlin vorgestellt wurde. Obwohl die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen eingestellt wurden, spricht der Wehrbeauftragte von „Führungsdefiziten und Sicherheitslücken“.

Königshaus kritisiert in seiner Unterrichtung an das Parlament, dass es bei der Ausbildung auf dem Dreimaster keine einheitlichen Vorgaben für die Ausbildung gab und sich die Kadetten in „informellen Abhängigkeitsverhältnissen“ zur Stammbesatzung befunden hätten. Auch mit der Pflege von Traditionen geht der FDP-Politiker ins Gericht. Viele der Rituale an Bord seien „nicht mit den Grundsätzen einer zeitgemäßen Menschenführung zu vereinbaren“ gewesen. „Traditionen werden durch das Grundgesetz begrenzt und nicht umgekehrt“, betont Königshaus in dem Papier.

An Bord der Gorch Fock sollte ein Exempel statuiert werden

Auch den Umgang mit der vermeintlichen Kadettenmeuterei nach dem Tod einer Offizieranwärterin im November 2010 bemängelt der Wehrbeauftragte. Damals standen die Karrieren von vier Offizieranwärtern auf der Kippe, weil sie sich weigerten in die Takelage zu klettern. Er habe den Eindruck, „dass hier ein Exempel statuiert werden sollte“, schreibt Königshaus. Auch habe er den Eindruck gewonnen, „dass einzelne Angehörige der Stammbesatzung die Ausbildung der Kadetten eher als störend empfanden“.

Dennoch spricht sich Königshaus für eine Wiederaufnahme des Ausbildungsbetriebes an Bord der „Gorch Fock“ aus. Die Offizieranwärter sollen aber erst nach sechs Monaten Dienstzeit an Bord des Dreimasters gehen und sieben statt bisher sechs Wochen auf dem Schiff verbringen. Auf die Abberufung des damaligen Kapitäns, Norbert Schatz, geht der Bericht nicht ein.

Die „Gorch Fock“ ist das einzige Segelschiff der Deutschen Marine. Die Bark war nach dem Tod einer Kadettin im November 2010 und einer vermeintlichen Kadettenmeuterei in die Schlagzeilen geraten und vorübergehend an die Kette gelegt worden. Zur Zeit wird die „Gorch Fock“ in Elsfleth bei Bremen runderneuert und soll im Sommer wieder aus Fahrt gehen. (dapd)