Essen. . Der Iran-Konflikt spitzt sich zu, es droht eine militärische Auseinandersetzung.

Die Lage im Nahen Osten spitzt sich zu. Ob es zu einer militärischen Auseinandersetzung kommt, hängt laut Experten davon ab, ob die Regierungen in Teheran und Tel Aviv die Nerven behalten.

Nur kurz nachdem die USA einen Flugzeugträger in den Persischen Golf geschickt haben und die EU die Sanktionen gegen den Iran verhängt hat, kam die Reaktion aus Teheran. Man werde ab sofort kein Erdöl mehr in die EU liefern, um so einen Preisschock auszulösen, sagte ein Mitglied des einflussreichen Expertenrats in Teheran. Außerdem bekräftigte das Regime seine Drohung, die Straße von Hormus zu blockieren, um so sämtliche Öltransporte per Schiff zu verhindern.

Iran-Regime unter Druck

„Die Sanktionen sind die härtesten, die den Iran jemals getroffen haben. Deshalb ist die Regierung nun so nervös“, sagt Oliver Thränert, Experte für Sicherheitspolitik der Stiftung Wissenschaft und Politik. Die ohnehin durch Handelsembargos belastete Wirtschaft Irans würde durch einen Bann auf Ölexporte zusätzlich geschwächt. Darunter leidet die Bevölkerung, was die Regierung von Präsident Ahmadinedschad weiter unter Druck setzt. Zuletzt hatte er Subventionen für Energie und Lebensmittel gekürzt, um die Ersparungen direkt an die ihn unterstützende Landbevölkerung zu verteilen. Die Folgen waren jedoch Preissteigerungen bis zu 30 Prozent. Denkbar ungünstig für das Regime, denn im März stehen Parlamentswahlen an. „Es ist schwer zu sagen, ob zusätzlicher Druck von außen Volk und Regierung eher vereinen oder ob die Menschen im Iran endgültig mit ihrer Regierung brechen und auf die Straße gehen“, sagt Oliver Thränert.

Dass der Iran weiterhin die Drohgebärde aufrecht erhält, die Ölroute durch die Straße von Hormus zu blockieren, ist nach Ansicht von Oliver Schmidt, Iran-Experte von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, ebenfalls dem Wahlkampf geschuldet: „Die Regierung will Standhaftigkeit demonstrieren.“

Blockade schwierig

Ob es tatsächlich dazu kommt, ist für den Experten aus verschiedenen Gründen mehr als fraglich. Zum einen ist es nicht einfach, die Fahrrinnen in der 40 Kilometer schmalen Meerenge langfristig zu sperren. Dies zeigt sich bereits bei der Versenkung von Tankern. Während des Kriegs mit dem Irak in den 1980er Jahren hatte der Iran bereits versucht, einen 200 Meter langen Tanker zu versenken – selbst eine 500 Kilo Sprengladung hatte dies nicht vermocht.

Auch See-Minen würden nur kurzfristig den Schiffsverkehr zum Erliegen bringen, ehe sie die in Bahrain stationierte US-Flotte geräumt hätte. Zudem verfügt diese Flotte über modernste Waffen-Systeme, die der iranischen Marine überlegen sind. Der Gegenschlag wäre vernichtend.

Während also der ökonomische Schaden durch steigende Ölpreise in der EU, die etwa 4,5 Prozent ihres Öls aus dem Iran bezieht, eher kurzfristig wäre, würde sich der Iran mit einer Blockade wirtschaftlich selbst schaden. China, mit 20 Prozent größter Abnehmer iranischen Öls, hat bereits angekündigt, im Falle einer Sperrung der Straße von Hormus Öl aus Saudi-Arabien zu importieren. Schließlich benötigt Chinas Industrie Erdöl, um weiter zu wachsen. Der Iran würde also seinen besten Kunden verlieren, der im Gegensatz zu wenigen anderen Staaten auch politisch bisher eher zurückhaltend auf Irans Nuklearprogramm regiert hat.

Israel setzt auf Zeit

Eine Atommacht Iran schmeckt weder Israel noch Saudi-Arabien. Gerade die Israelis überlegen, mit Bomben auf die Atomanlagen das Programm zu stoppen. Nur: Mit einem Luftangriff allein wäre es wohl nicht getan – zu verstreut und geschützt liegen die Anlagen. Und für eine längere Operation mit womöglich vielen zivilen Opfern – auch aufgrund iranischer Vergeltung durch Mittelstreckenraketen – auf beiden Seiten, benötigte Israel die Zustimmung und Unterstützung der USA. Dort herrschen Kriegsmüdigkeit und Wahlkampf.

Viel spreche dafür, dass Israel weiterhin auf Sabotageakte, Überläuferprogramme und Attentate auf Atomwissenschaftler setzt, um das Programm aufzuhalten – und auf die Zeit. Beobachter schätzen, dass der Iran in zwei bis sechs Jahren über eine Atombombe verfügen könnte. Bis dahin sollte sich die Staatengemeinschaft Gedanken gemacht haben, wie sie mit einer Nuklearmacht Iran umgehen würde.