Wildbad Kreuth. . Der Sturz der CDU im Nachbarland Baden-Würtemberg hat der CSU in Bayern einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Auf das vergangene Jahr mag Horst Seehofer bei der Klausurtagung in Wildbad Kreuth daher kaum zurückblicken. Vielmehr hat er die Bayern-Wahl 2013 fest im Blick.
Auf 2011 schaut Horst Seehofer ungern zurück. „Es war kein einfaches Jahr“, gesteht der CSU-Chef. „Wir müssen uns gewaltig anstrengen“, sagt er zu Beginn der traditionellen Neujahrsklausur der Berliner CSU-Landesgruppe in Wildbad Kreuth. Eine aktuelle Umfrage für den Bayrischen Rundfunk zeigt, was auf dem Spiel steht: Die Macht im Freistaat.
Die CSU liegt bei 44 Prozent und ist nur knapp stärker als SPD, Grüne und Freie Wähler zusammen. Auf die FDP, mit der Seehofer im Freistaat regiert, ist kein Verlass. Sie ist in Bayern genauso angeschlagen wie im Bund. Die CSU kämpft allein gegen den Rest der Welt. Das ist sie gewohnt. Nur war es nie so schwer wie heute.
Getrennte Termine
2013 stehen im Bund wie in Bayern Wahlen an. Schon ihr Termin ist ein Politikum. Es wäre kostengünstiger, sie an einem Tag abzuhalten. Aber Ministerpräsident Seehofer zögert und neigt dem Vernehmen nach dazu, getrennt wählen zu lassen. Fürchtet er einen Negativsog im Bund? Vor Jahren wäre die Vorstellung, die CSU könnte in Bayern abgehängt werden, belächelt worden. Das Schicksal der CDU beim Nachbarn Baden-Württemberg gibt der CSU zu denken. Das Undenkbare ist passiert: Der Machtwechsel.
Zwei Parallelen fallen auf. Die Wirtschaftsdaten sind exzellent. „Bayern ist der Benchmark“, sagt der CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt. Lauter Bestwerte. Tatsächlich ist Bayern ein Musterland bei Arbeitslosigkeit und öffentlicher Verschuldung. Aber traf das nicht auch aufs Ländle zu? Sind die Wähler verwöhnt, rechnen sie ihren Wohlstand nicht mehr der CSU zu?
Zweite Parallele: So wie der Grüne Winfried Kretschmann zur ernsthaften Alternative wurde, muss auch Seehofer erstmals einen Herausforderer ernst nehmen. Der Münchner OB Christian Ude rangiert in Umfragen knapp neben oder gar vor ihm. Ein Rivale auf Augenhöhe! Von einem Amtsbonus für den Ministerpräsidenten ist keine Rede mehr.
Ude traut man zu, das labile Bündnis von SPD, Grünen und Freien Wählern anzuführen. Für die CSU rächt sich, dass sie die Freien Wähler lange nicht ernst genommen hat. Heute ist der Chef der Freien Wähler, Hubert Aiwanger, im Landtag oft der schärfste Kritiker der CSU.
Seehofers Vorteil: Er ist nach Baden-Württemberg gewarnt. Er bereitet schon jetzt seinen Wahlkampf für 2013 vor. Nach Kreuth hält er eine Regierungserklärung, danach geht Seehofer auf Sympathietour durchs Land. Er bastelt auch schon an einem neuen Team. Einen Platz hätte dort Karl-Theodor zu Guttenberg sicher. Die CSU will den Ex-Verteidigungsminister nicht bedrängen. Dobrindt: „Es hat keine Eile“ – aber er ist willkommen. An seiner Partei soll ein Comeback nicht scheitern.