Essen. . Von behördlichen Schikanen bis zu Angriffen auf Leib und Leben. Christen in der Minderheit leben weltweit gefährlich

Weltweit können etwa 100 Millionen Christen ihren Glauben nicht frei oder nur in Angst ausleben, sagt das katholische Hilfswerk Kirche in Not. Die Anschläge auf Gottesdienste in Nigeria an Weihnachten sind nur eine Facette der Gefahr und der Willkür, der sich Christen dort gegenüber sehen, wo sie in der Minderheit sind. Ein Überblick.

Nordkorea gilt laut des überkonfessionellen christlichen Hilfswerks Open Doors als „schlimmster Christenverfolgerstaat“. Die Organisation schätzt, dass bis zu 70.000 Christen in Straflagern gefangen gehalten werden. Freie Religionsausübung ist verboten.

Irak ist seit Jahren gefährlich für religiöse Minderheiten. Lebten 1990 noch eine Millionen Christen im Land, sind es heute etwa 400 000. „Nach dem Abzug der USA sind Christen dort in noch größerer Sorge“, sagt Berthold Pelster von Kirche in Not. Christen sind dort Opfer von Anschlägen und Entführungen.

Flucht aus Ägypten


Iran
hat Anfang 2011 nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch 70 Christen verhaftet und misshandelt. Ihnen wird „Missionierung“ vorgeworfen. Im Iran kann der Abfall vom Islam mit dem Tod bestraft werden.

Afghanistan hat die Religionsfreiheit zwar offiziell in seiner Verfassung verankert. Die kleine christliche Gemeinde sieht sich jedoch Repressalien ausgesetzt und muss ihren Glauben heimlich ausüben. Wer zum Christentum konvertiert, kann den Job verlieren.

Ägypten erlebt gerade eine Fluchtwelle der koptischen Christen. Nach Anschlägen der erstarkten Islamisten gegen Kopten und ihre Kirchen werden laut Menschenrechtsexperten bis Ende des Jahres etwa 250 000 Christen das Land verlassen haben.

Saudi-Arabien hat viele Gastarbeiter christlichen Glaubens, verbietet aber die Ausübung jeder nicht-muslimischen Religion. Mitte Dezember löste die Polizei in Dschidda ein Gebetstreffen von 42 äthiopischen Christen auf. Dabei soll es zu Misshandlungen gekommen sein.

Pakistan verwehrt laut Open Doors Christen den Zugang zu Leitungspositionen in staatlichen Einrichtungen. Gottesdienste finden unter Polizeischutz statt. Ein katholischer Minister wurde 2011 ermordet, weil er gegen ein Gesetz stimmen wollte, das Blasphemie unter Todesstrafe stellt.

Nur Moslems sind als Staatsbürger akzeptiert

China unterdrückt seit Jahrzehnten religiöse Minderheiten wie die Tibeter, Uiguren oder eben Christen. Kirche in Not hat festgestellt, dass China seit „ein, zwei Jahren einen sehr restriktiven und konfrontativen Kurs gegenüber Religionsgemeinschaften fährt.

Malediven akzeptiert nur Muslime als Staatsbürger. Die kleine christliche Minderheit lebt im Verborgenen.

Türkei, vielmehr die Stadt Antiochia (Antakya), ist der Ort, in der sich Christen vor 2000 Jahren zum ersten Mal Christen genannt haben. Die Spuren der heutigen etwa 100 000 Christen sind kaum zu finden. Für den Bau von Kirchen sind hohe bürokratische Hürden zu meistern. Zudem dürfen Kirchen keine Sozialeinrichtungen betreiben.

Indien konnte nicht verhindern, dass in den letzten Jahren radikale Hindus vereinzelt Christen ermordet haben. 2008 kam es sogar zu einem Massaker an 40 Christen.

Laos zwingt laut Open Doors konvertierte Christen zu ihrer Ursprungsreligion zurückzukehren. Christliche Studenten werden benachteiligt.

Myanmar bleibt auch 2011 ein Ort der gewaltätigen Willkür des Militärs und der Behörden gegen Christen.

Usbekistan schränkt die Rechte der christlichen Minderheit zum Beispiel ein, in dem der Bau von Gemeindehäusern erschwert wird.

Christen von Gesellschaft geächtet

Somalia ist ein so genannter gescheiterter Staat, in dem die wenigen verbliebenen Christen von den islamistischen Milizen als „Ungläubige“ angesehen und angegriffen werden.

Mauretanien verbietet christliche Radioprogramme und erschwert Gottesdienste. Vereinzelt werden Übergriffe gegen Christen gemeldet.

Jemen ist gefährlich für einheimische Christen, die von der Gesellschaft geächtet werden. Sie müssen ihren Glauben heimlich ausüben.