Berlin. Bundespräsident Christian Wulff war vor eineinhalb Wochen wegen einer Kredit-Affäre unter Druck geraten. Gestern hat er seinen Sprecher entlassen - ohne Angabe von Gründen. Nun berichtet ein Nachrichtenmagazin von kostenlosen Urlauben, die Glaeseker genossen haben soll. Der Partymanager Schmidt soll ihn nach Nordspanien eingeladen haben.
Vor gut eineinhalb Wochen geriet Bundespräsident Wulff wegen einer Kredit-Affäre und seiner Kontakte zu Unternehmern unter Druck. Gestern hat er seinen Sprecher und engen Berater Olaf Glaeseker entlassen. Gründe dafür nannte der Bundespräsident nicht. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins "Stern" musste Glaeseker gehen, weil sich die Affäre um Wulffs Kontakte mit Unternehmern auf ihn selbst auszuweiten drohte.
Urlaubseinladungen in Nordspanien
Glaeseker soll kostenlose Urlaubseinladungen des bekannten Partymanagers Manfred Schmidt angenommen haben. Zeugen hatten dem "Stern" gesagt, dass Glaeseker Ende Oktober 2008 beispielsweise zusammen mit seiner Frau - einer früheren niedersächsischen CDU-Sprecherin - mehrere Tage Gratisurlaub in Schmidts luxuriöser Finca Can Pere Crous in Arbúcies gut 80 Kilometer nördlich von Barcelona in Nordspanien genossen hatte.
Die Glaesekers sollen daneben auch in einer Luxuswohnung von Schmidt in Barcelona sowie in Ferienwohnungen des Unternehmers in Banyuls-sur-Mer in Südfrankreich geurlaubt haben. Für seinen Chef wäre Glaeseker damit eine zu große Belastung geworden.
Schlechtes Zeugnis für Kommunikationsstrategie von Schloss Bellevue
Die Episode illustriert das Berufsrisiko von Pressesprechern: Ist der Chef in der Krise, trifft die Kritik irgendwann unweigerlich auch den Sprecher. "Es ist ja häufig so, dass der Pressesprecher eine Art Sündenbock- oder Prellbockfunktion hat", sagte Jörg Schillinger vom Bundesverband deutscher Pressesprecher am Freitag im Deutschlandfunk. Das gehöre zum Job: Ein Sprecher habe nun einmal die Aufgabe, die Politik "möglichst positiv darzustellen", sagte Schillinger. "Wenn das nicht gelingt, muss der Sprecher in der Tat überlegen, ob er der Richtige ist an der Stelle. "
Der bisherigen Kommunikationsstrategie von Schloss Bellevue in der Kreditaffäre stellte kaum jemand ein gutes Zeugnis aus. Sie hatte Wulff unvorteilhaft als Politiker erscheinen lassen, der den Vorwürfen ausweicht und die Wahrheit nur scheibchenweise preisgibt. Nun muss sich Diroll an der Aufgabe versuchen. Ihr dürfte dabei zunutze kommen, dass sie als langjährige politische Korrespondentin das journalistische Geschäft - und seine wissbegierigen Akteure - gut kennt. Die aus Kulmbach in Franken stammende Journalistin arbeitete lange für den Bayerischen Rundfunk, war im ARD-Generalsekretariat tätig und diente als Vorstandsmitglied der Bundespressekonferenz in Berlin.
Nachfolgerin von Glaeseken ist Petra Diroll, die seit Donnerstag neue kommissarische Sprecherin von Bundespräsident Christian Wulff ist. (afp)