Berlin. . Am Montag stand das Volk noch weitgehend hinter ihm. Doch es kommen immer neue Informationen über Gefälligkeiten, die Bundespräsident Christian Wulff in seiner Zeit als Niedersachsens Ministerpräsident, von vermögenden Unternehmerfreunden erhalten haben soll.

Erst der umstrittene Privatkredit und häufige Ferien bei reichen Freunden, jetzt auch noch eine satte Geldspritze vom Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer: Bundespräsident Wulff bleibt in Bedrängnis, seine Hoffnung auf ein rasches Ende der Debatte erfüllt sich nicht.

Es hätte ein guter Tag für Wulff werden können: Laut „ARD-Deutschlandtrend“ wollen 70 Prozent der Deutschen Wulff im Amt belassen – obwohl nur die Hälfte die Sache mit dem Privatkredit in Ordnung findet. Doch auf den Rückhalt im Volk kann Wulff kaum bauen, solange immer neue Informationen über Gefälligkeiten vermögender Freunde bekannt werden.

„Besser die Wahrheit“

Der mit den Wulffs recht eng verbandelte Finanzunternehmer Carsten Maschmeyer aus Hannover bestätigte gestern Berichte, er habe 2008 eine Anzeigenkampagne für ein Interview-Buch mit dem damaligen CDU-Ministerpräsidenten finanziert. 42 731,71 Euro zahlte Maschmeyer für Inserate, die mitten im Landtagswahlkampf 2007 das Wulff-Buch „Besser die Wahrheit“ in niedersächsischen Tageszeitungen priesen.

Wulff ließ erklären, er habe nichts davon gewusst. Auch der Verlag Hoffmann und Campe schilderte den Vorgang als Abmachung allein zwischen Verleger und Maschmeyer; der Verlag habe die Anzeigen erst selbst bezahlt, die Rechnungen später an Maschmeyer weitergeleitet. Der hatte schon 2006 die Rechte an den Memoiren von Ex-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) für eine Million Euro erworben und später – angeblich mit Gewinn – an Hoffmann und Campe weiterverkauft.

Ältestenrat schweigt

Mit hilfreichen Inseraten kennt sich der Unternehmer aus: Er hatte 1998 im niedersächsischen Landtagswahlkampf anonym eine 600 000 Euro teure Anzeigenkampagne für Schröder geschaltet. Slogan: „Ein Niedersachse muss Kanzler werden.“ Auch damals hieß es, Schröder habe den Finanzier nicht gekannt. Für sich genommen scheint die Marketinghilfe für das Buch kaum skandalträchtig. Sie verdichtet aber das Bild, Wulff habe häufiger auf Gefälligkeiten befreundeter Unternehmer bauen können.

Im niedersächsischen Landtag wurde die Aufklärung möglicher Verstöße gegen das Ministergesetz ins nächste Jahr vertagt. Der Ältestenrat des Parlaments lehnte mit schwarz-gelber Mehrheit eine Bewertung der Vorgänge ab. Die Opposition will jetzt neue Anfragen im Landtag stellen, schließt auch einen Untersuchungsausschuss nicht aus. Die CDU schlug vor, zur Klärung den niedersächsischen Staatsgerichtshof anzurufen.