Beirut. . Bei erneuten Protesten gegen das Assad-Regime in Syrien sind am Freitag mindestens zehn Demonstranten ums Leben gekommen. Sicherheitskräfte hätten in mehreren Städten das Feuer auf Protestler eröffnet. Alleine in der Stadt Homs seien 200.000 Menschen auf die Straße gegangen.

Zehntausende Syrer haben am Freitag abermals gegen das Regime von Präsident Baschar Assad demonstriert. Sicherheitskräfte eröffneten dabei nach Angaben von Menschenrechtlern wieder in mehreren Städten das Feuer auf Demonstranten und töteten mindestens zehn Menschen. Die Arabische Liga verschob indessen eine für diesen Samstag geplante Krisensitzung zu Syrien auf unbestimmte Zeit.

Laut dem in Großbritannien ansässigen Syrian Observatory for Human Rights gingen allein in der Stadt Homs 200.000 Menschen auf die Straße. Die Aktivisten sowie auch jene der Organisation LCC berichteten von mindestens zehn Toten, sechs davon in Homs.

"Die Arabische Liga tötet uns", hieß es auf einigen der Transparente bei den Demonstrationen am Freitag im Bezug auf das Zaudern der arabischen Staats- und Regierungschefs. Nach der Weigerung Syriens, Beobachter ins Land zu lassen, gäbe es unterschiedliche Auffassungen der Mitgliedsländer, wie der nächste Schritt aussehen solle, sagte ein Diplomat der Arabischen Liga. Dies habe zu der Verschiebung des Treffens geführt. Am Samstag werde stattdessen eine kleinere Gruppe aus fünf Außenministern in Katar zusammenkommen, sagte der Diplomat.

Auch der UN-Sicherheitsrat will auf eine Entscheidung der arabischen Staaten warten, bevor er selbst eine Resolution beschließt. Russland hatte am Donnerstag einen Entwurf zu einer neuen Syrien-Resolution an die anderen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats weitergereicht. Der russische Entwurf wurde positiv aufgenommen, mehreren Ländern ging er aber nicht weit genug. Der Text dringe auf ein Ende der Gewalt in Syrien, erwähne aber keine Sanktionen, sagte der russische Botschafter Witali Tschurkin am Donnerstag.

UN zählen bereits 5000 Tote bei Protesten in Syrien

Der Irak will im Syrien-Konflikt vermitteln. Die Regierung in Bagdad habe eine Delegation in das Nachbarland entsandt, die mit Vertretern der Regierung von Präsident Baschar al-Assad und der Opposition sprechen solle, sagte ein Berater des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki am Samstag der Nachrichtenagentur Reuters. Beide Seiten hätten sich zu Gesprächen bereiterklärt. Einen TV-Bericht, wonach auch ein Treffen mit Assad geplant ist, bestätigte Regierungsberater Ali al-Mussawi nicht. Der Irak hatte sich dem Sanktionsaufruf der Arabischen Liga nicht angeschlossen. Die Regierung befürchtet ein Überschwappen der Unruhen auf den Irak und damit neue Spannungen zwischen den muslimischen Gruppen der Sunniten und Schiiten im eigenen Land.

Die Europäische Union forderte Assad erneut auf, das gewaltsame Vorgehen gegen die Opposition zu beenden. "Das Risiko eines ausgedehnten bewaffneten Konflikts nimmt zu. Die brutale Unterdrückung von Zivilisten muss gestoppt werden", sagte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton der Zeitung "Die Welt". Trotz der staatlichen Gewalt kann die Protestbewegung aber offenbar weiter auf starke Unterstützung in der Bevölkerung bauen. Am Freitag demonstrierten nach Angaben der Opposition landesweit Hunderttausende Menschen im gegen Assad. Seit Beginn der Proteste gegen den Staatschef vor neun Monaten sind den Vereinten Nationen zufolge 5000 Menschen ums Leben gekommen. (dapd/rtr)