Berlin. . Als die drei FDP-Nachwuchspolitiker Philipp Rösler, Christian Lindner und Daniel Bahr mit dem Anspruch, einen kollegialen Stil zu pflegen. Keine Hahnenkämpfe wie die Alten. Jetzt stimmte die Chemie nicht mehr.
Wann ist ein Politiker ein guter Politiker? „Wenn er sagt, was ist“, hat Christian Lindner mal geantwortet, „und macht, was geht.“ Nach dem eigenen Maßstab geht bei ihm nichts mehr. Er macht Platz für eine „neue Dynamik“ in der FDP – bemerkenswert im Alter von 32 Jahren, nach nur zwei Jahren im Amt.
Lindner ist kein Karrierist. Er trat der FDP Anfang der 90er-Jahre bei, als es ihr fast genauso mies ging wie heute und ein Aufstieg nicht selbstverständlich war. Es war ein Akt der Überzeugung.
Als er vor zwei Jahren Generalsekretär wurde, sollte er den angezählten Vorsitzenden Guido Westerwelle stützen und sich als Erneuerer der FDP profilieren. Sein erster großer Auftritt beim Dreikönigs-Treffen geriet zum indirekten Duell mit Westerwelle, der wenig später als FDP-Chef aufgab.
Ohne Killerinstinkt
Bis zum Gegenbeweis darf man Lindners Rücktritt so verstehen, dass er am Dreikönigstag 2012 eine Wiederholung vermeiden wollte: Diesmal die Konfrontation mit FDP-Chef Philipp Rösler. Dazu wäre es gekommen, weil die beiden nicht mehr harmonieren. Im Umgang mit dem Mitgliederentscheid wurde das klar.
Lindner konnte sich verleugnen oder abtreten. Oder kämpfen. Aber dazu fehlt ihm der Killerinstinkt. Irgendwie wäre er sich auch untreu geworden. Angetreten waren Rösler, Lindner und NRW-Chef Daniel Bahr gerade mit dem Anspruch, einen kollegialen Stil zu pflegen. Keine Hahnenkämpfe wie die Alten.
Überraschendes Talent
Als Lindner 2009 – aus NRW kommend – die Bühne in Berlin betrat, waren die Sympathien auf seiner Seite. Bei ihm dachte man, er ist nicht nur der Neue, der bringt was Neues. Lindner ist ein nachdenklicher Typ und talentierter Redner. Nach dem Jungfernauftritt im Parlament entfuhr es Bundestagspräsident Norbert Lammert: „Hätte man mir nicht ausdrücklich mitgeteilt, dass dies Ihre erste Bundestagsrede ist, ich wäre nicht darauf gekommen.“
Zwei Jahre später hat Lindner nun den Status eines Ex. Passend zur rasanten Karriere: Wer Gas gibt, der muss auch bremsen können. Christian Lindner hat es getan.