Essen. . Fast jeder fünfte Berufstätige in NRW hat einen Vollzeit-Job, verdient damit aber weniger als 1890 Euro im Monat. Welche Folgen die Armut für die Kinder hat, haben Wissenschaftler in Berlin im Blick.
Kinder armer Eltern sind oft schon beim Start ins Leben im Nachteil: Ihr Geburtsgewicht liegt im Schnitt deutlich unter dem von Kindern aus gut situierten Familien. Fast jede dritte Mutter (31 Prozent) mit niedrigem Sozialstatus hat geraucht während der Schwangerschaft; von den gut situierten Frauen war es jede zwölfte (acht Prozent).
In der Kindheit setzt sich für Kinder armer Eltern die Reihe der Ungleichheiten fort: Sie erleiden häufiger Unfälle, haben häufiger Zahnprobleme oder Essstörungen.
Vor allem die Jungen fallen in der Pubertät verstärkt wegen psychosomatischer Beschwerden oder Verhaltensstörungen auf.
Jedes sechste Kind lebt in einer armen Familie
Besondere Sorge bereitet Medizinern und Sozialforschern das steigende Armutsrisiko der Kleinsten. Rund 13,1 Millionen Menschen unter 18 Jahren lebten 2010 in Deutschland. Gut jeder sechste (16 Prozent) wächst in einer Familie auf, die weniger als 11 151 Euro im Jahr zum Leben hat.
Wie sehr sich Arbeitslosigkeit, geringe Bildung und niedriges Einkommen der Eltern auf die Gesundheit der Kinder auswirken, analysiert das Robert Koch Institut (RKI) in Berlin seit 2003. Für die Langzeitstudie über „Die gesundheitliche Lage der Kinder und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS) wurden bundesweit 17 641 Jungen und Mädchen sowie deren Eltern befragt.
Angeschlagene Gesundheit
Ein Ergebnis: Der Gesundheitszustand jedes zehnten Jungen aus einer armen Familie ist mittelmäßig bis „sehr schlecht“ – dieser Anteil ist doppelt so hoch wie der unter Jungen aus wirtschaftlich gut abgesicherten Familien.
Besonders stark sind die Unterschiede bei psychischen und Verhaltensauffälligkeiten bei drei- bis zehnjährigen Jungen: Von den sozial benachteiligten fiel damit jeder sechste (16,4 Prozent) auf, von den Gleichaltrigen mit hohem Sozialstatus war es jeder 25. (vier Prozent).
Ähnlich war es bei Essstörungen: Die hatte jeder fünfte arme Jugendliche (19,9 Prozent). In „besseren“ Familien waren neun Prozent der Jugendlichen betroffen. sise