Essen. . Essen.Die Deutschen werden zwar im Schnitt immer älter, das gilt aber nicht für Männer mit niedrigem Einkommen. Deren Lebenserwartung ist in den letzten zehn Jahren sogar um zwei Jahre zurückgegangen, in Ostdeutschland sogar um fast vier Jahre.
Die Deutschen werden zwar im Schnitt immer älter, das gilt aber nicht für Männer mit niedrigem Einkommen. Deren Lebenserwartung ist in den letzten zehn Jahren sogar um zwei Jahre zurückgegangen, in Ostdeutschland sogar um fast vier Jahre. Experten aus Wissenschaft und der Wohlfahrtspflege sprechen von einer extrem alarmierenden Entwicklung, die in Europa fast einzigartig sei.
Aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Große Anfrage der Linksfraktion geht hervor: Wer durchschnittlich oder überdurchschnittlich verdient, der lebt statistisch gesehen länger. Das der Antwort angefügte Datenmaterial der Deutschen Rentenversicherung zeigt, dass seit 2001 die Lebenserwartung der „Reichen“ um eineinhalb Jahre gestiegen ist. Aber die Armen sterben immer früher. Männer, die in Deutschland an oder unterhalb der Armutsgrenze existieren, werden im Schnitt 75,5 Jahre alt. Im Jahr 2001 waren es noch 77,5 Jahre. Zum Vergleich: Gutverdiener erreichen über 80 Jahre.
Diese Entwicklung ist übrigens nur bei Männern zu beobachten. Arme Frauen leben heute im Schnitt etwas länger als vor zehn Jahren. Warum dies so ist, ist unter Experten umstritten. Vieles spricht aber dafür, dass Männer, die in prekären Verhältnissen leben, eher zu einem ungesunden Lebenswandel neigen als Frauen in vergleichbaren Situationen. Rolf Rosenbrock vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung sagt: „Das ist eine sehr schlimme Nachricht. Ein Rückgang der Lebenserwartung ist auch in der Unterschicht extrem selten zu beobachten.“ Ein Grund dafür könnte laut Rosenbrock die wachsende soziale Ungleichheit in Deutschland sein.
Der Bochumer Sozialrechtler Stefan Huster unterstreicht, dass die Lebenserwartung nicht allein vom Einkommen abhänge, sondern maßgeblich von der Bildung.
Das Bundesarbeitsministerium wies die Zahlen zurück. Die Deutsche Rentenversicherung warnt davor, daraus einen Trend abzuleiten. „Dafür sind die Fallzahlen einfach zu gering“, sagte DRV-Sprecher Dirk von der Heide auf Anfrage der WAZ. Insgesamt seien 2010 in Deutschland 16 399 Männer betroffen gewesen.