Klein Gusborn. Im Kampf gegen den Castor-Transport ins Atom-Zwischenlager Gorleben haben Greenpeace-Aktivisten am Montagvormittag einen der beiden Transportwege mit einem Betonblock versperrt. Zwei Anti-Castor-Protestler haben sich laut Polizei an den Block gekettet.
In einer Blitzaktion haben Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace am Montagvormittag einen der beiden etwa 20 Kilometer langen Straßenwege für den Castor-Transport von Dannenberg ins Zwischenlager Gorleben blockiert. Auf der möglichen Südroute stellten sie an der Orteinfahrt von Klein Gusborn einen blauen Kleintransporter quer, wie Reporter und Polizei gleichlautend berichteten. Aus dem Fahrzeug senkten die Castor-Gegner dann einen Betonblock auf die Fahrbahn ab, in dessen Innern zwei Aktivisten an den Armen miteinander verbunden waren.
Gegen 9.30 Uhr war der Kleinlaster plötzlich aus einem Seitenweg heraus auf die Straße zugefahren, wie ein Polizeisprecher berichtete. Seinen Angaben zufolge versuchten Polizisten, den Transporter zu stoppen. Der Wagen soll jedoch Haltezeichen ignoriert haben und durchgebrochen sein. Ein Beamter habe gerade noch zur Seite springen können, sagte der Polizeisprecher weiter.
Drei 'Anti-Castor'-Aktivisten in Gewahrsam
Auf der Straße habe sich der Transporter mit gelben Rundumleuchten dann quer zur Fahrbahn gestellt. Dort versenkten Aktivisten durch den Fahrzeugboden dann einen Betonblock von etwa einem Meter Kantenlänge auf dem Asphalt. Darin hatten sich eine Mann und eine Frau an den Armen aneinandergekettet.
Polizisten umstellten das Fahrzeug und öffneten mit Brecheisen gewaltsam die Hecktür des Transporters. Von den fünf Insassen wurden laut Polizei drei Aktivisten in Gewahrsam genommen.
Die im Betonquader feststeckende Greenpeace-Aktivistin sagte auf Anfrage vor Ort, sie sei gesundheitlich wohl auf. Im Fahrzeug hält sich ein Polizeiarzt zur medizinischen Betreuung der Angeketteten auf.
Der Grünen-Abgeordnete im niedersächsischen Landtag, Enno Hagenah, sagte am Rande der Aktion: "Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt." Angesichts des ruhigen Vorgehens der Sicherheitskräfte fügte Hagenah hinzu, es sei erneut "das Bemühen der Polizei zu erkennen, alles ordentlich zu machen".
Kauder: Grünen sollen sich von "Schotterern" distanzieren
Unions-Fraktionschef Volker Kauder hat militante Castor-Gegner und die Haltung der Grünen zu den Anti-Atomkraft-Protesten scharf kritisiert. "Es ist ein unhaltbarer Zustand, dass sogenannte Schotterer Verkehrswege unsicher machen und dass die Grünen sich davon nicht distanzieren", sagte Kauder am Montag in Berlin. "Das ist ein klarer Eingriff in die Verkehrssicherheit, ein Straftatbestand."
Es sei "ein unglaublicher Vorgang", wenn das entsprechende Eingreifen der Polizei kritisiert werde, sagte der CDU-Politiker. "Die Grünen zeigen, dass sie nicht in der Realität angekommen sind", meinte Kauder. Die Grünen hatten am Wochenende in Kiel ihren Parteitag abgehalten.
Mit Lastwagen als "Blockade-Helfer" auf der Zielgerade von Castor-Transporten hat die Umweltschutzorganisation Greenpeace Erfahrung. Schon im November 2010, beim zwölften Castor-Transport von La Hague nach Gorleben, legten die Umweltschützer den Transport für elf Stunden spektakulär auf der Zielgeraden lahm - mit einem querstehenden Bierlaster, Aufschrift "Hütt Luxus Pils" und "So herzerfrischend anders", aus dem hessischen Baunatal. Der Bierlaster stand damals Anfang November an der Kreuzung bei Dannenberg, wo die Tieflader mit den Atommüll-Behältern auf die Nord- oder Südstrecke Richtung Gorleben einbiegen.
Mit Trennscheiben, Brecheisen, Flex, Hämmern und Meißeln war die Polizei vor gut einem Jahr angerückt, um unter den Laster zu kommen und Beton und Metall zu trennen. Unterhalb der Ladefläche hatte Greenpeace einen Metallkasten angebaut, der knapp bis an die Fahrbahndecke reichte. Vom Metallkasten aus hatten sich Atomkraftgegner in der Straßenoberfläche verankert und angekettet. Nach elf Stunden war die Aktion beendet.
In diesem Jahr steht im Innern des blauen Kleintransporters mit Göttinger Autokennzeichen nach Angaben einer Greenpeace-Sprecherin ein Betonklotz, an dem sich mehrere Aktivisten verankert haben. Der Klotz ist durch eine offene Stelle im Auto auf die Straßenoberfläche hinabgelassen worden. "Wir gehen fest davon aus, dass wir hier mehrere Stunden den Transport aufhalten können", sagte die Sprecherin. (dapd)