Islamabad. .
Der pakistanische Zorn kennt kaum Grenzen. „Unprovoziert“ hätten zwei Nato-Hubschrauber in der Nacht zum Samstag angegriffen. 26 Soldaten starben bei dem Luftangriff, 13 wurden teils lebensgefährlich verletzt.
Der deutsche General Carsten Jacobsen, Sprecher der Nato-geführten Internationalen Sicherheitskräfte in Kabul, musste zugeben, dass es einen Zwischenfall gegeben habe. Während er sich im Nato-Namen entschuldigte und versicherte, der schwere Grenzzwischenfall zwischen den Verbündeten im Anti-Terror-Krieg werde eingehend untersucht, glauben Militärs der Allianz: „Wir kommen nicht an ernsten personellen Konsequenzen vorbei.“ Möglicherweise muss ISAF-Oberkommandeur, General John R. Allen, seinen Hut nehmen.
Bisher gibt es noch keine einleuchtende Nato-Erklärung, wie es zu der militärischen Katastrophe gut eine Woche vor Beginn der großen internationalen Afghanistan-Konferenz in Bonn gekommen ist. Fest steht, dass zwei Hubschrauber einer gemischten Truppe von afghanischen und US-Soldaten Luftunterstützung leisteten, die nahe der Grenze zur pakistanischen Grenzregion Mohmand unter Beschuss geraten war. Die Helikopter, deren Aktion per Video im Hauptquartier in Kabul live verfolgt wurde, schossen auf den pakistanischen Grenzstützpunkt Salala.
Bußgang geplant
Pakistan sperrte nach dem Zwischenfall den Grenzübergang Torkham, über den die Hälfte des Nachschubs an den Hindukusch rollt, den die Nato auf dem Landweg zu ihren Truppen bringt.
Aus Nato-Kreisen verlautete, dass möglicherweise schon in dieser Woche ein ranghoher Vertreter der Militärallianz zum Bußgang in Islamabad eintreffen wird. Denn die tödliche Hubschrauberattacke von Salala, die schlimmste seit der Tötung des Al-Kaida-Gründers Osama bin Laden Anfang Mai in der pakistanischen Garnisonsstadt Abbottabad, belastet das ohnehin gespannte Verhältnis zwischen dem Westen, insbesondere Washington, und Islamabad zu einem denkbar ungeeigneten Zeitpunkt – kurz vor der Afghanistan-Konferenz in Bonn.