Essen. Am Montag beginnt die UN-Konferenz in Durban. Ein erbitterter Kampf zwischen Klimaforschern und Skeptikern wird erwartet.

15 000 Menschen versammeln sich ab Montag in Durban in Südafrika zur 17. UN-Klimakonferenz. Verhandelt wird über das große Ziel, die Erwärmung der Erde bis zum Ende des Jahrhunderts auf zwei Grad zu beschränken, um – so mahnen Wissenschaftler – die Folgen des Klimawandels in Grenzen zu halten. Doch jenseits der politischen Zirkel flackert der erbitterte Kampf zwischen Skeptikern und Klimaforschern auf.

Professor Fritz Vahrenholt (63) bezweifelt grundlegende Aussagen der Klimawissenschaft. Der RWE-Manager leitet die grüne Sparte des Energiekonzerns. Als Chef der Konzerntochter Innogy ist er verantwortlich für den Ausbau der erneuerbaren Energien. Ein Zukunftsjob: Öko-Technologien sollen den großen Umbau hin zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft möglich machen. Für den Energieriesen RWE, dessen Stromerzeugung weitestgehend auf Kohle- und Kernkraftwerken fußt, ist das ein Neubeginn. Vahrenholt soll helfen, diese Probleme lösen.

Der Chemiker aber glaubt, dass das Antriebsmoment für den „großen Umbau“ erlahmt ist: In den letzten zwölf Jahren sei die Klimaerwärmung zum Stillstand gekommen, behauptete Vahrenholt Ende 2010 in einem Namensartikel in der „Welt“. Der RWE-Manager kratzt am Konsens der Wissenschaft: Der langfristige Erwärmungstrend ist unstrittig, er ist überwiegend menschengemacht. In den UN-Verhandlungen ist das Grundlage politischen Handelns.

Vahrenholt sagt: Der Zusammenhang zwischen Erwärmung und Zunahme der Klimagase ist unbestritten. Seine Kritik: Eine schwankende Sonnenstrahlung beeinflusse das Klima, natürliche Faktoren aber würden von der Wissenschaft nicht ausreichend beachtet. Damit warf er den Fehdehandschuh.

Aufgenommen hat ihn Stefan Rahmstorf, Leiter der Abteilung Erdanalyse im Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Rahmstorf, einer der Leitautoren für den Bericht des Weltklimarates IPCC, beschuldigte Vahrenholt, wissenschaftliche Fakten zu verdrehen. „Es winkt die RWE-Lobby“, schrieb er in seinem Blog „Klima Lounge“. 2010 seien Hunderte Studien zum Zusammenhang von Sonnenaktivität und Klima erschienen. Dass dennoch vieles ungeklärt bleibe, habe einen Grund: Die Wirkung der Sonne sei zu schwach, um sie in Klimadaten zu entdecken.

Der Streit zwischen Vahrenholt und Rahmstorf fing damit erst an. Ende Mai warnte der RWE-Manager erneut in der „Welt“: „Wir rutschen Hals über Kopf in die Ökodiktatur“. Vahrenholt griff darin den Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderung an. Das Gremium hatte dafür plädiert, auf Kohle und Kernenergie gleichzeitig zu verzichten.

Rahmstorf antwortete in der Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung. Eine Pause der Klimaerwärmung gebe es nicht. Alle globalen Daten, fünf an der Zahl, zeigten für die vergangenen 30 Jahre praktisch die gleiche Erwärmung – zwischen 0,16 und 0,18 Grad je Jahrzehnt. Der Potsdamer Forscher bot Vahrenholt eine Wette an. Der lehnte ab: Für Hütchenspiele stehe er nicht zur Verfügung.

Neu ist eine Studie, die von Skeptikern mitfinanziert wurde. Das Berkeley Earth Surface Temperature Project (kurz BEST-Studie) hat erneut die Datenreihen analysiert. Das Ergebnis verkündete Studienleiter Professor Richard Muller in einer Pressemitteilung: „Zu unserer großen Überraschung decken sich die neuen Ergebnisse mit den Klimaerwärmungswerten der früheren Untersuchungen.“ Skeptiker bestreiten, dass die BEST-Studie etwas beweise.