Bochum.. Victoria Beckham, Allegra Versace oder jetzt Spaniens Prinzessin Letizia. An mahnenden Beispielen gegen Magersucht ist eigentlich kein Mangel. Doch im Internet treffen sich trotzig Hungernde, die sich gegenseitig anfeuern.
Es fängt oft harmlos an. Ein bisschen Diät hier, etwas Sport da. Dann wird die Butter vom Brot gekratzt, und plötzlich werden ganze Mahlzeiten ausgelassen – oder wieder ausgespuckt. Laut Studie des Frankfurter „Zentrum für Ess-Störungen“ sind etwa eine Millionen Menschen Opfer. Die Dunkelziffer ist groß. Für etwa 20 Prozent der Betroffenen enden diese Ess-Störungen mit dem Tod.
In den Teufelskreis von Diät und exzessivem Sport geraten vor allem Mädchen in der Pubertät, die sich ständig zu dick fühlen, selbst dann, wenn sie nur noch Haut und Knochen sind.
Fünf bis zehn Prozent sind Männer
Die Stars mit ihren hervorstehenden Hüftknochen und dürren Ärmchen machen es vor: Mager-Alarm bei Victoria Beckham, Keira Knightley oder Mode-Erbin Allegra Versace. Längst ist es nicht nur ein Frauen-Phänomen, wie auch das Leiden des Skispringers Sven Hannawald zeigt. Fünf bis zehn Prozent der Hungerleider sind Männer.
Das französische Model Isabelle Caro starb sogar an „Anorexia nervosa“. Fotograf Oliveiro Toscani dokumentierte das Sterben des Stars: Bilder, die die Öffentlichkeit schockierten. Doch es blieb ein Schrecken ohne Wirkung. In Internetforen wie „ana“ zeigt sich, dass Magersucht nicht als Krankheit, sondern als Lifestyle begriffen wird. Erschütternd, wie sich die Gebote für ein verkehrtes Körperideal lesen: „Du sollst hungern!“ „Du sollst nicht essen, ohne Dich schuldig zu fühlen!“ „Du sollst nie glauben, Du bist dünn genug!“
Ärzte sind noch auf der Suche
Was treibt Menschen in die Krise? Stress, Leistungsdruck, schlechte Kindheitserlebnisse? Die Angst, erwachsen zu werden? Oder der Schlankheitswahn? Letzterer sei zentral, doch für Professor Markus Werning von der Ruhr-Universität Bochum ist der Schlankheitswahn nicht die Ursache, sondern der Auslöser. „Magersucht ist eine schwere psychiatrische Erkrankung.“ Schwerer als Schizophrenie. Sie müsse oft medikamentös behandelt werden. In Spezialkliniken wie der Christoph-Dornier-Klinik in Münster setzt man vor allem auf Psychotherapie.
In Bochum versuchen die Forscher – Philosophen wie Werning gemeinsam mit Neurowissenschaftlern – in einem Projekt zu erkunden, woher die Krankheit kommt. Über Hirn-Untersuchungen habe man herausgefunden, dass Magersüchtige Defizite haben, Gefühle wahrzunehmen. Jetzt will man weiter forschen: Woran dieser Gefühlsmangel liegt, und was man dagegen tun kann. Für eine Studie sucht Werning noch magersüchtige Frauen zwischen 18 und 28 Jahren. Kontakt unter der E-Mail-Adresse eegmrg1@rub.de.