Brüssel. . Ein Video auf der Plattform youtube zeigt, wie serbische Widerständler Soldaten der internationalen Kfor-Schutztruppe an der Grenze zum Kosovo hartnäckig veralbern. Per Schaufelbagger errichten sie Erdwälle, die Kontrollgänge verhindern sollen. Die Soldaten haben nur Klappspaten, um dagegen zu halten.

Ein Video erzeugt in Brüssel reichlich Unmut: Serbische Widerständler, die an der Grenze Serbiens zum Kosovo die Soldaten der internationalen Schutztruppe – ­darunter auch Bundeswehrsoldaten – schikanieren und verhöhnen. Doch EU und Nato scheuen die Konfron­tation mit Serbien.

Ort des Geschehens ist der Übergang Brnjak, wo das Kosovo an Serbien grenzt. Deutsche, französische und österreichische Soldaten der Nato-Schutztruppe KFOR beseitigen mit Schaufeln einen Erdwall. Die illegale Barrikade, errichtet von serbischen Widerständlern, soll die kosovarischen und internationalen Kräfte daran hindern, zu den schwarzen Routen zu gelangen. Auf ihnen fahren jeden Tag 150 bis 200 Fahrzeuge unkontrolliert zwischen Serbien und Kosovo hin und her.

Während der Erdhaufen langsam kleiner wird, schiebt nur wenige Meter weiter ein Bulldozer einen zweiten, viel höheren Wall zusammen – die Plackerei der Soldaten ist für die Katz. Dafür müssen sie sich von den Barrikadenbauern verhöhnen lassen: „Arbeit, Arbeit!”, rufen die Serben. Viel machen können die Soldaten nicht. Das neue Hindernis steht auf serbischem Boden, da haben die internationalen Verbände nichts verloren.

Seit drei Monaten hindert die serbische Minderheit im Kosovo die Regierung mit Straßensperren daran, ihre Kontrolle auf ihre Regionen auszudehnen. Serbien erkennt die Unabhängigkeit Kosovos nicht an. Auch die serbische Minderheit im Kosovo hat die Abspaltung nicht anerkannt und wirft EU und Nato vor, die kosovarische Regierung einseitig zu unterstützen.

1500 Bundeswehrsoldaten

Der Streit stört auch die Rückzugspläne der Nato. Derzeit stehen rund 5500 Mann im Kosovo, 1500 sind von der Bundeswehr. Ei­ne Verringerung wurde erst einmal gestoppt, der ­Widerstand der serbischen ­Bevölkerung lässt den Abzug nicht zu. EU und Nato zögern: Man möchte dem serbischen Präsidenten Boris Tadic das Leben nicht erschweren.

Er steht im Frühjahr zur Wahl und würde dazu gern die Anerkennung seines Landes als EU-Kandidat vorweisen. Bei Nato-Militärs wächst indes der Unmut. In einer Sitzung brachten sie gestern ihre Beschwerden vor. „Wir wissen, dass die Serben uns veralbern“, sagte ein Diplomat. „Die Situation ist für die Soldaten sehr unangenehm. Aber bei uns herrscht die Vorstellung, dass alles unterbleiben sollte, was die Position von Präsident Tadic kompliziert.“

Berlin in Schlüsselrolle

Vom Kosovo erwarten die Brüsseler Verantwortlichen jetzt ein umfassendes Konzept für den Norden des Landes. Und die serbische Regierung in Belgrad soll den von der EU vermittelten Dialog mit Pristina wieder aufnehmen. Den Deutschen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Kanzlerin Angela Merkel hatte Tadic persönlich aufgefordert, die „Parallel-Strukturen” im Nord-Kosovo zu unterbinden. „Die Serben unterschätzen das”, meint dazu ein Brüsseler Diplomat. „Wenn es keine wirklichen Fortschritte gibt, könnten die Deutschen Anfang Dezember den Kandidatenstatus blockieren.”