Athen. . Der griechische Premier Papandreou steht vor der entscheidenden Abstimmung. Klar scheint: Egal wie die Vertrauensabstimmung in der Nacht ausgeht, seine Tage als Regierungschef sind gezählt. Jetzt geht es darum, welche Rolle ihm für einen Neuanfang zuteil wird.

Nach tagelangem Hickhack hat sich in Griechenland ein Weg abgezeichnet, auf dem die hoch verschuldeten Südeuropäer einer Staatspleite entgehen und in der Euro-Zone bleiben können. In einer Vertrauensabstimmung sollte Ministerpräsident Giorgos Papandreou in der Nacht zum Samstag das Mandat für Gespräche über eine Übergangsregierung erhalten. Mitglieder seiner Pasok-Fraktion machten allerdings wie die Opposition zur Bedingung, dass er dafür seinen Posten als Regierungschef zur Verfügung stellt.

„Der Ministerpräsident muss seine Absichten klar aussprechen heute abend“, verlangte die Pasok-Abgeordnete Sofia Giannaka vor Beginn der Parlamentsdebatte. „Wir können uns morgen weder Chaos noch Anarchie leisten.“ Eine Übergangsregierung sei eine nationale Notwendigkeit. „Wenn der Ministerpräsident das nicht ausspricht, dann wird es ungemütlich heute nacht“, drohte sie. Auch ihr Fraktionskollege Odysseas Voudouris betonte: „Ich werde heute nacht so abstimmuen, dass wir schnell eine Einheitsregierung erhalten können unter einer Führung, die allgemein akzeptiert wird.“

Papandreou nennt Referendum einen Fehler

Unter internationalem und nationalen Druck rückte Papandreou am Freitag endgültig von seinem Plan ab, das Volk in einem Referendum über den harten Sparkurs abstimmen zu lassen, der Griechenland sanieren soll und der die Gegenleistung für die Hilfen aus Europa und des Internationalen Währungsfonds (IWF) ist. Der Vorschlag sei ein Fehler gewesen, sagte er vor seinem Kabinett. Auch signalisierte er seine Bereitschaft, seinen Posten abzugeben: „Ich klebe nicht an meinem Posten“, erklärte er am Abend des turbulenten Donnerstags, an dem er mit seinen politischen Hakenschlägen die nationale und internationale Öffentlichkeit in Atem hielt.

Im Gegenzug für einen Rücktritt Papandreous hat die Opposition unter Führung des Neue-Demokratie-Chef Antonis Samaras ihren Widerstand gegen das Sparpaket aufgegeben. Damit wäre der Weg für eine Zustimmung des Parlaments zu dem Paket frei. Eine Ratifizierung sichert die nächste internationale Hilfstranche von acht Milliarden Euro, die Griechenland bis spätestens Mitte Dezember benötigt. EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso betonte am Freitag, die Regierung in Athen könne sich weiterer Unterstützung der EU sicher sein. „Wir wollen, dass Griechenland in der Euro-Zone bleibt.“

Newahlen als Ziel

Als neuer starker Mann in der Pasok gilt Finanzminister Evangelos Venizelos, der parteiintern ohnehin Papandreous schärfster Konkurrent ist. Den Plänen von Pasok und Neuer Demokratie zufolge soll die Übergangsregierung vorgezogene Neuwahlen organisieren. Sie soll auch dann ausgehandelt werden, wenn Papandreou in der Vertrauensabstimmung scheitert und damit unmittelbar sein Amt verliert. In dem innenpolitischen Tauziehen haben ihm bereits mehrere Pasok-Abgeordnete die Gefolgschaft aufgekündigt. Papandreous Mehrheit ist mit einer Stimme hauchdünn. Der Sozialisten-Chef hat seine Partei aber hinter den Kulissen um einen ehrenvollen Abgang gebeten.

Die Hängepartie macht Anleger in Europa zunehmend mürbe. Der Dax in Frankfurt verlor zum Ende einer turbulenten Woche noch einmal 2,7 Prozent, der EuroStoxx50 gab 2,4 Prozent ab. Aber auch die Griechen selbst können das Schauspiel kaum fassen, das ihnen ihre Regierung in der Zeit der größten Krise seit Jahrzehnten bietet: „Wir beobachten das wie die Goldfische - mit offenen Mäulern“, fasste der Schriftsteller Petros Tatsopoulos die Stimmung in Griechenland zusammen. (rtr)