Essen. . Wenn am Sonntag die Synode der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) zu ihrer Tagung in Magdeburg zusammentrifft, steht sie ganz vorn bei allen Beratungen: Als Präses der Synode wird Katrin Göring-Eckardt dieses Kirchenparlament durch alle basisdemokratisch bedingten Turbulenzen leiten.
Sie ist eine der grünen Spitzenpolitikerinnen, sie ist Vizepräsidentin des Bundestags, und sie ist fromm: Katrin Göring-Eckardt. Nach dem Rückzug von Margot Käßmann aus allen Kirchenämtern ist die Politikerin die prominenteste Frau in der evangelischen Kirche. Wenn am Sonntag die Synode der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland) zu ihrer Tagung in Magdeburg zusammentrifft, steht sie ganz vorn bei allen Beratungen: Als Präses der Synode wird sie dieses Kirchenparlament durch alle basisdemokratisch bedingten Turbulenzen leiten – als erste Grüne in diesem Amt übrigens.
Aber nicht nur da macht sie durch kluge Lenkung auf sich aufmerksam. Sie fiel auch auf, als sie vor wenigen Wochen den Papst im Augustinerkloster in Erfurt begrüßte. Katholiken wie Protestanten waren erstaunt über ihre klaren Worte; wie sie dem „lieben Bruder Papst Benedikt“ mit unverkrampftem Charme, ansteckender Freundlichkeit, aber auch mit starkem protestantischen Selbstbewusstsein von Martin Luther erzählte, von seinem Glauben in Freiheit.
Doch die 45-jährige Theologin, die in der DDR groß geworden ist, reiht sich nicht ein in die Schar derer, die das Treffen mit dem Gast aus Rom als komplette ökumenische Enttäuschung empfinden. „Der Papst hat sich keinem Thema, das wir angesprochen haben verweigert“, begründet sie das. Aber sie macht auch gleich ihren Standpunkt klar: „Ich gehöre auch nicht zu denen, die sagen, ich möchte als Kirche anerkannt werden von Rom. Wir sind ja als evangelische Kirche bewusst anders. Wir sind Kirche eben nicht im katholischen Sinn. Insofern bin ich sehr froh darüber, dass wir als Kirche eigenständig sein können und sind.“
Sicherlich, die Enttäuschung, die es bei Reform-Katholiken gebe, werde auch von Ökumene-bewegten Evangelischen geteilt. „Das ist richtig und gut. Aber das ist eher geschwisterlich als eigene Enttäuschung.“
Der Glaube -- sie kommt immer wieder darauf zu sprechen. „Das ist meine Heimat“, sagt sie ganz selbstverständlich. „Und natürlich ist auch meine Kirche mein Zuhause.“ Sie spricht darüber ohne jeden moralisierenden Unterton, es gehört einfach fest zu ihrem Leben. Und ja, sie ist fromm. Sie betet, drei Mal am Tag. „Morgens, vor allem am Abend. Auch vor dem Essen, da bin ich ganz altmodisch.“ Mit der Familie – sie ist mit einem Pfarrer verheiratet und hat zwei Söhne – aber auch mit den Gästen im Pfarrhaushalt.
Sachorientierung statt Lager-Denken – wie sie vom Papst spricht, spricht sie auch über die CDU-Bundeskanzlerin. Das Rechts-Links-Schema ist ihr offenbar fremd. Angela Merkel habe in der Schuldenkrise den richtigen Weg eingeschlagen – wenn auch zu spät. „Zu langsam, zu spät und mit zu wenig Leidenschaft. Aber inzwischen, ja, da kann man sagen, es ist der richtige Weg.“ Wäre er früher beschritten worden, sagt die Grüne, „hätten wir ein kleineres Problem. Die Zurückhaltung und der Blick in die Innenpolitik haben eine zu große Rolle gespielt. Aber jetzt, inklusive der Bemühung um die Einführung einer Transaktionssteuer, sind es die notwendigen Schritte.“
Umstrittenes Thema
Den muss Katrin Göring-Eckardt auch bei der Synode finden. Denn da geht es um ein schwieriges Thema: Mission. Die Protestanten wollen Kirchen-ferne für die frohe Botschaft begeistern. Ein umstrittenes Thema, denn dabei schwingt die Verbindung zum Kolonialismus mit, zu Zwang und Unterdrückung. „Ich bin dezidiert dafür, dass wir im Blick behalten, was passiert ist“, erklärt sie. Doch heute gehe es darum, „dass wir das aufnehmen, was Menschen wichtig ist, was sie an Sinnsuche, an Orientierungssuche, an mehr Innerlichkeit vorfinden wollen. Ob wir darauf Antworten haben, die unserem Glauben entspringen, Antworten, die verständlich sind, die die Herzen erreichen.“ Es wird auch auf ihre Moderation ankommen, das deutlich zu machen.