Essen. Die Beratungseinrichtung Sekten-Info NRW warnt vor Werbekampagnen von Scientology. Die Organisation erwecke in der Öffentlichkeit den Eindruck, es handle sich um eine Religionsgemeinschaft. Nachweislich existierten zudem 15 Firmen, in denen Mitarbeiter zu Mitgliedschaften genötigt würden.

Die Sekten-Info NRW hat im vergangenen Jahr verstärkt Anfragen wegen der Scientology-Organisation behandeln müssen. Von den über 1300 Anfragen betrafen rund 290 Scientology, wie die Beratungseinrichtung am Freitag in Essen mitteilte. Scientology erwecke in der Öffentlichkeit den Eindruck, es handle sich um eine Religionsgemeinschaft und nutze zudem Tarnorganisationen, um potenzielle Mitglieder für sich zu gewinnen, hieß es.

Nach Angaben der Leiterin der Beratungsstelle, Sabine Riede, gibt es derzeit in NRW rund 400 Mitglieder von Scientology. Zudem existierten nachweislich 15 Firmen, in denen Mitarbeiter zum Teil massiv und unter Drohungen zur Mitgliedschaft bei Scientology genötigt würden. Außerdem werbe die Organisation verstärkt in Gefängnissen, indem sie Inhaftierten für die Zeit nach der Haft eine Wohnung und einen Job verspreche. Eine weitere Missionierungsstrategie seien angebliche Hilfseinsätze von «Ehrenamtlichen Geistlichen» bei Katastrophen. Dabei gehe es jedoch in erster Linie um die Anwerbung neuer Mitglieder.

Scientology wird vom Verfassungsschutz beobachtet, ein Verbotsverfahren ist derzeit aber nicht geplant. Riede forderte, dass Firmen, in denen Mitarbeiter systematisch zur Mitgliedschaft bei Scientology gezwungen werden, durch die Industrie- und Handelskammer die Ausbildungslizenz entzogen wird.

Mehr als 10 000 Geisterheiler in Deutschland

Nach Angaben der Beraterin gibt es zudem verstärkt Nachfragen aus dem Bereich Esoterik. Immer öfter vertrauten sich chronisch Kranke sogenannten Geisterheilern an und vernachlässigten die Termine bei Ärzten. Laut Riede gibt es derzeit in Deutschland mehr als 10 000 Geisterheiler. In diesem Fall seien die Gewerbeaufsichtsämter gefordert, deren Geschäftsgebaren zu überprüfen und Missbrauch zu unterbinden. Die Geisterheiler seien zudem aufgefordert, ihren Kunden mitzuteilen, dass ein Besuch bei ihnen den Gang zum Arzt nicht ersetze. (ddp)

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