Berlin. .

Die Polizei hat Dienstagabend zwischen den S-Bahnhöfen Gesundbrunnen und Schönhauser Allee gleich drei Brandsätze gefunden. In räumlich unmittelbarer Nähe wurde in drei Kabelschächten jeweils eine mit unbekannter Flüssigkeit gefüllte Flasche gefunden, sagte ein Polizeisprecher in der Nacht zum Mittwoch.

Zunächst hatte es geheißen, es seien mehrere Plastikflaschen in einem Kabelschacht am nördlichen Ende des Mauerparks gefunden worden. „Es handelt sich aber um eine Tat“, sagte der Sprecher.

Die Flaschen enthielten nach ersten Erkenntnissen der Polizei eine Platine und Elektronik. Die Beweismittel werden derzeit „eingehend kriminaltechnisch untersucht“.

„Berlin in den Pausenmodus zwingen“

Parallel zu den ersten Anschlägen war am Montag im Internet ein Bekennerschreiben einer linken Gruppierung aufgetaucht, Darin übernahm eine Gruppe, die sich „Hekla-Empfangskomitee – „Initiative für mehr gesellschaftliche Eruptionen“ nennt, Dort hieß es auch, die Anschläge richteten sich gegen den seit zehn Jahren andauernden Krieg in Afghanistan und den Einsatz der Bundeswehr. Sabotagehandlungen an mehreren Kabelschächten der Bahn sollten die Hauptstadt „in den Pausenmodus“ zwingen, hieß es in der Erklärung.

Verfassungsschutz: eine isolierte Einzelgruppe?

Der polizeiliche Staatsschutz übernahm die Ermittlungen. Der Berliner Verfassungsschutz geht inzwischen davon aus, dass hinter den versuchten Brandanschlägen in Berlin eine isolierte Einzelgruppe steckt. „Derartige Angriffe auf die Infrastruktur, mit dem Ziel maximalen Schaden zu verursachen, sind auch für die gewaltbereite Szene in Berlin eine Besonderheit“, sagte Verfassungsschutzchefin Claudia Schmid dem Berliner „Tagesspiegel“.

Innensenator Körting hatte am Montag nach dem verhinderten Anschlag am Hauptbahnhof gefordert, dass die Bahn Knotenpunkte besser überwachen sollte. Es sei zu prüfen, ob die Bahn notfalls Videoanlagen nachrüsten müsse.

34 000 Bahnkilometer im Blick

Der Leiter der DB-Konzernsicherheit, Gerd Neubeck, gab zu bedenken, dass 34 000 Kilometer Streckennetz nicht lückenlos zu überwachen seien. Die Kontrollen der Bahn hätten jedoch gegriffen. „Grundsätzlich ist und bleibt die Bekämpfung gewaltbereiter Gruppen Aufgabe des Staates“, unterstrich der ehemalige Vize-Polizeipräsident Berlins.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) kündigte nach den Attacken auf Verkehrseinrichtungen eine höhere Polizeipräsenz an. „Ich habe aufgrund der Vorfälle angeordnet, die Streifen der Bundespolizei auf den Bahnanlagen im Großraum Berlin ab sofort zu verstärken“, sagte Friedrich der in Berlin erscheinenden Tageszeitung „Die Welt“. Er zeigte sich auch besorgt um den zunehmenden Linksextremismus.

Bahnpolizei streift durch Berliner Wohnviertel

Der Vorsitzende der DPolG Bundespolizeigewerkschaft, Ernst Walter, sprach sich dafür aus, die an Berlin zur Eindämmung der Autobrandstiftungen ausgeliehenen Bundespolizisten abzurufen und sofort wieder für die „eigene Bahnpolizeiaufgabe“ einzusetzen. Auf Veranlassung des Innenministers sind wegen einer Serie von Kfz-Brandstiftungen seit Wochen nachts zahlreiche Bundespolizisten zusätzlich auf den Straßen der Hauptstadt unterwegs.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte die Bundesregierung angesichts der aktuellen Bahn-Brandanschläge auf, für den Haushalt 2012 geplante Stellenstreichungen und Budgetkürzungen zu stoppen. dapd/afp/rtr