Berlin. . Es wird immer schwerer, aus der Armut heraus zu kommen: Das geht aus dem neuen Armutsbericht des Statitisschen Bundesamtes hervor. Andererseits behalten Reiche leichter ihre gutbezahlten Jobs.

Jeder siebte Bundesbürger ist armutsgefährdet, Tendenz leicht steigend – und immer weniger Armen gelingt es, ihrer Lage wieder zu entkommen. Das geht aus dem neuen „Sozialbericht für Deutschland“ hervor, der vom Statistischen Bundesamt und beteiligten Sozialwissenschaftlern vorgestellt wurde.

„Einmal arm, öfter arm“, beschrieb die Sozialforscherin Jutta Allmendinger den Trend. „Wir sehen bei der Armut eine Verfestigung und Verhärtung.“

Dem Sozialbericht zufolge waren 15,5 Prozent der Deutschen 2008/2009 armutsgefährdet, ein Jahr zuvor waren es noch 15,2 Prozent. Als gefährdet gilt, wer inklusive der staatlichen Sozialleistungen weniger als 929 Euro im Monat zur Verfügung hat.

Bei Frauen lag das Risiko etwas höher als bei Männern, junge Menschen waren stärker betroffen als ältere. Von den Alleinerziehenden war fast jede dritte armutsgefährdet. Beunruhigender als der leichte Anstieg ist für die Experten allerdings, dass es immer schwerer werde, wieder hoch zu kommen: Neun von zehn Armutsgefährdeten waren schon vier Jahre zuvor mindestens einmal in einer solchen Notlage. Und ein Drittel ist länger als fünf Jahre arm.

Reiche bleiben reich

„Mehrfache und dauerhafte Armutserfahrungen sind angestiegen“, erklärte das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Kurzfristig in Armut gerieten immer häufiger auch Menschen aus mittleren Einkommensschichten. Und: Während in den 1980er Jahren 57 Prozent der Betroffenen langfristig im untersten Einkommensbereich blieben, sind es heute 65 Prozent. Umgekehrt sind auch für Wohlhabende die Chancen deutlich gestiegen, ihre Spitzeneinkommen zu halten.

Der Sozialbericht belegt mit vielen Zahlen, dass Arme nur sehr begrenzt am sozialen Leben teilnehmen können und vielfach Verzicht üben müssen. So habe sich in der Gruppe der Armutsgefährdeten fast jeder Dritte außerstande gesehen, wenigstens jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit mit Fleisch, Fisch oder Gemüse einzunehmen. Jeder sechste aus der Gruppe der Armutsgefährdeten erklärte, er könne die Wohnung nicht angemessen warm halten.

„Dramatische Zusammenhänge“ gibt es den Experten zufolge auch zwischen Einkommen, Gesundheit und Lebenserwartung. „Die obersten Einkommensschichten haben im Vergleich zu den untersten Einkommensschichten eine um bis zu zehn Jahren höhere Lebenserwartung“, sagte der Soziologe Roland Habich.