Bagdad. Bei der schwersten Anschlagsserie in diesem Jahr im Irak sind mindestens 95 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 400 weitere Personen wurden bei insgesamt sieben Bombenexplosionen in der Hauptstadt Bagdad verletzt. Die Regierung macht unter anderem Al Kaida dafür verantwortlich.

Eine verheerende Anschlagsserie in der irakischen Hauptstadt Bagdad hat am Mittwoch mindestens 95 Menschen das Leben gekostet. Mehr als 400 weitere wurden verletzt. Bei den insgesamt sieben Bombenexplosionen handelte es sich offenbar um einen koordinierten Terrorakt. Ziele waren unter anderem das Finanz- und das Außenministerium. Es war die schwerste Anschlagsserie im Irak in diesem Jahr. Die Regierung machte die Al Kaida und andere sunnitische Extremisten verantwortlich.

Lastwagen mit Sprengstoff

Kurz nach 10 Uhr (Ortszeit) brachte ein Selbstmordattentäter vor dem Finanzministerium im Norden von Bagdad seinen mit Sprengstoff beladenen Lastwagen zur Explosion. Mindestens 28 Menschen wurden laut Krankenhausangaben getötet und 117 verletzt. Wenige Minuten später wurde unweit des Außenministeriums nahe der stark gesicherten Grünen Zone eine Autobombe gezündet. Diese Explosion war die folgenschwerste: Sie kostete mindestens 59 Menschen das Leben, 250 wurden verletzt. Dazu erschütterten noch fünf weitere Bomben, die sich auch gegen Soldaten und Polizisten richteten, die irakische Hauptstadt.

Ministerpräsident Nuri al-Maliki sagte, für die Anschläge seien sunnitische Aufständische verantwortlich. Die Regierung müsse das Sicherheitssystem überprüfen. Präsident Dschalal Talabani sagte, die Terroristen versuchten, den Kreislauf der Gewalt der vergangenen Jahre wiederzubeleben.

Viele Verletzte

Bei zwei weiteren Anschlägen in Bagdad wurden nach Angaben der Behörden am Mittwoch insgesamt acht Menschen getötet und 40 verletzt. Der Terrorserie war eine Reihe von Anschlägen in den vergangenen Tagen vorausgegangen. Dabei wurden mehr als 200 Menschen getötet und hunderte weitere verletzt.

Im Irak stellt sich damit verstärkt die Frage, ob die einheimischen Sicherheitskräfte allein die Lage in den Griff bekommen können, nachdem sich die US-Truppen am 30. Juni aus den Städten zurückgezogen haben. US-Präsident Barack Obama will die Kampftruppen bis zum 31. August 2010 ganz aus dem Irak abziehen. Zurück bleiben 50.000 Soldaten, die sich vorwiegend um die Ausbildung der irakischen Sicherheitskräfte kümmern sollen.

Rückschlag für Hoffnungen der Regierung

Die Anschläge sind ein harter Rückschlag für die Hoffnungen der irakischen Regierung, dass allmählich wieder Normalität einkehrt. Betonbarrieren wurden schon entfernt, Mauern um Stadtviertel eingerissen, der Verkehr begann wieder normal zu fließen.

Das zehnstöckige Außenministerium wurde bei dem Anschlag schwer beschädigt. Es liegt knapp außerhalb der stark gesicherten Grünen Zone. Auch angrenzende Mehrfamilienhäuser wurden in Mitleidenschaft gezogen, Dutzende Autos brannten aus, und über dem Gebiet stiegen dicke Rauchwolken auf, wie Bilder der Fernsehnachrichtenagentur APTN zeigten. Auch die Scheiben des in der Grünen Zone gelegenen Parlaments zerbarsten. Zur gleichen Zeit schlugen Mörsergranaten in der Grünen Zone ein, eine davon in der Nähe des UN-Hauptquartiers. (ap)