Köln. .

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte sorgt sich um die Situation der Christen in Ägypten. Bei einer Pressekonferenz in Köln appellierte sie an die deutsche Politik, Aufbaugelder an eine spürbare Verbesserung der Lage der Menschenrechte zu knüpfen.

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) blickt mit Sorge auf die Situation der Christen in Ägypten. „In den letzten Monaten sind die extremsten unter den extremistischen Muslimen immer offener und aggressiver aufgetreten“, sagte Max Klingberg, Ägypten-Experte bei der IGFM, gestern bei einer Pressekonferenz in Köln.

Die koptischen Christen machen rund zehn Prozent der 80 Millionen Ägypter aus. Nachdem Anfang Januar Bilder von einem Anschlag auf eine koptische Kirche in Alexandria mit 23 Toten um die Welt gingen, zeigten sich Christen und Muslime auf dem Tahrir-Platz vereint im Kampf gegen das Mubarak-Regime. Hoffnung machte sich breit, dass mit der Diktatur auch die Verfolgung der religiösen Minderheit verschwinden würde.

„Die Verfolgung der Kopten ist grausamer als zuvor“

Aber: „Die Verfolgung der Kopten ist grausamer als zuvor“, sagte Fouad Ibrahim, Professor für Sozialgeographie an der Universität Bayreuth, der die Situation in Ägypten nach dem Sturz von Mubarak analysiert. Die Kopten seien nach wie vor Bürger zweiter Klasse. Gewalttaten gegen Christen würden nicht bestraft. Was es bedeutet, wenn ein ägyptischer Muslim zum Christentum konvertiert, zeigt das Beispiel von Maher El-Gohary. Sein Religionswechsel sei mit Folter bestraft worden. Islamische Gelehrte hätten sogar eine Fatwa, ein islamisches Rechtsurteil, gegen ihn verhängt. Damit galt er als „vogelfrei“, durfte getötet werden, berichtete der inzwischen in Deutschland lebende Ägypter.

„Die Revolution darf nicht von Islamisten infiltriert werden“

Und Professor Ibrahim fürchtet, dass sich die Situation nach den Parlamentswahlen im November noch verschlimmern könnte. Der Experte geht davon aus, dass die islamistischen Parteien rund 70 Prozent der Stimmen holen und Ägypten ein „islamistischer Staat à la Iran oder Afghanistan wird.“ Auch Bischof Anba Damian, Generalbischof der koptisch-orthodoxen Kirche im deutschsprachigen Europa, warnte: „Die Revolution darf nicht von Islamisten infiltriert werden.“ Die IGFM fordert deshalb Außenminister Guido Westerwelle (FDP) und Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) auf, westliche Aufbaugelder an eine spürbare Verbesserung der Lage der Menschenrechte in Ägypten zu knüpfen.