Berlin. . Die FDP hat bei der Berlin-Wahl nur knapp zwei Prozent erreicht – und fliegt krachend aus dem Abgeordnetenhaus. Doch sie legt sich schnell fest: An ihrem Euro-Kurs wird nicht gerüttelt.

Als in der FDP-Zentrale die ersten Hochrechnungen verkündet werden, bricht Jubel aus. Konfetti wird geworfen. „FDP – Fast Drei Prozent“, rufen Gäste der Wahlparty im Thomas-Dehler-Haus. Es sind – natürlich – nicht die Liberalen, die ihre Freude über das dramatisch schlechte Ergebnis zum Ausdruck bringen; ihnen ist nicht nach Jubeln. Es sind rund 30 Mitglieder der Spaßpartei „Die Partei“, die sich unter die Gäste gemischt haben. Wer den Schaden hat...

Dem Generalsekretär der FDP, Christian Lindner, ist nicht nach Scherzen zu Mute. Ihm ist die Enttäuschung über das magere Resultat deutlich anzusehen. Er spricht von einem „Tiefpunkt“ und von „Demut“. Lindner flüchtet sich in Trotz. Überraschend klar kündigt er an, die Liberalen würden ihren Euro-Kurs fortsetzen. Der sei nicht dem Wahlkampf in Berlin geschuldet, sondern „der Verantwortung für unsere Währung. Daran halten wir fest.“

Es ist die siebte Wahlpleite 2011

Für die offen verkündete Taktik, die Berlin-Wahl zur Abstimmung über die Euro-Rettung zu machen, steht Parteichef Philipp Rösler persönlich in der Verantwortung – offenbar fürchtet er bei einem Rückzieher einen Autoritätsverlust und eine Niederlage bei der Mitgliederbefragung über dem Euro-Rettungsschirm, den einige Landesverbände der FDP anstreben.

Abseits dieser Debatte ist die Ratlosigkeit in der FDP-Führung nach sieben Niederlagen in diesem Super-Wahljahr immens: Lindner sagte, die FDP müsse sich eine „Phase der Nachdenklichkeit“ verordnen. Man müsse sich sammeln. Die für heute geplante Vorlage eines Strategiepapiers hat Parteichef Rösler vertagt.

Der Landeschef spricht mit Grabesstimme

Der Verlierer des Abends ist Christoph Meyer. Gut zwanzig Minuten nachdem die erste deprimierende Prognose über die Fernsehbildschirme geflimmert ist, steht der Spitzenkandidat der Berliner Liberalen auf der Bühne. Er spricht mit Grabesstimme: „Wir haben auf den Straßen gespürt, dass der Markenkern der FDP beschädigt ist. Wir haben festgestellt, dass es uns nicht gelungen ist, uns vom Bundestrend abzusetzen.“

Und sonst? Galgenhumor, Säuernis, Durchhaltepathos, es ist ein brisantes Stimmungsgemisch an diesem Abend in der Bundeszentrale der Partei. Dirk Niebel, Entwicklungsminister, gibt sich sarkastisch: „Jedes Volk kriegt ja das Parlament, das es sich wünscht.“