Kann es Schlimmeres für Euroland geben als das Angebot zur Hilfe in großer Schuldennot ausgerechnet von der Kommunistischen Partei der Volksrepublik China? Kann es: Schlimmer wäre ein solches Angebot von den USA. Die nämlich haben kein Geld, dagegen besitzt China davon einiges.
Die Verschiebung der weltweiten Machtverhältnisse ist selten klarer hervorgetreten. Die zweite Welle der Finanzkrise, ausgelöst exakt heute vor drei Jahren durch die Lehman-Pleite, rollt auf ihren Höhepunkt zu. Da ruft US-Präsident Obama aus dem Schuldenturm die Schuldner in Euroland zur Ordnung, Chinas Premier Jiabao bietet aber Investitionen an. Abgedroschen, aber wahr: Geld regiert die Welt. Chinas Devisenreserven betragen 3200 Milliarden Dollar. Die USA haben das Fünffache – an Schulden.
Wir werden uns daran gewöhnen müssen. Der US-Kapitalismus schneidet gegen die staatlich gelenkte Wirtschaft der Volksrepublik auf dem Papier nicht besonders toll ab. Angesichts von jährlich mehreren Tausend Hinrichtungen in China, der staatlichen Unterdrückung von Demokratiebewegung und Informationsfluss verbietet sich allerdings die Reduzierung aufs rein Ökonomische. Die Vorstellung der westlichen Welt von Demokratie und Freiheit sind nicht käuflich.
Ob aber nun die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt durch Europa als Marktwirtschaft anerkannt wird oder nicht, ist eine rein symbolische Frage. An der ökonomischen Stärke und den wachsenden Handels- und Finanzverflechtungen ändert das nichts. China und die USA sind die wichtigsten Handelspartner Europas. Wer mit den Elefanten tanzen will, kann als Mäuschen nicht antreten. Das Schuldendesaster in Euroland darf keinesfalls die Europäische Union beschädigen. Hilfe aus China? Warum nicht?