Tripolis. .

Die Zusammenarbeit war eng und der Ton recht freundschaftlich: „Lieber Moussa“, beginnt ein Brief der amerikanischen CIA – vermutlich aus dem Jahr 2004 – an Libyens früheren Geheimdienstchef Moussa Koussa. Um dann einen „zusätzlichen Schritt in der Zusammenarbeit vorzuschlagen“ mit der Einrichtung einer „ständigen CIA-Präsenz in Libyen“.

Eines von Hunderten Dokumenten, die von Mitgliedern der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) im verlassenen Büro Koussas in Tripolis sichergestellt wurden. Koussa war von 1994 bis 2009 Chef des libyschen Unterdrücker-Apparates und floh im März 2011 nach Großbritannien.

Die brisanten Schriftwechsel zwischen dem Geheimdienst des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi und westlichen Sicherheitsbehörden belegen, wie vor allem der amerikanische Auslandsgeheimdienst CIA und der britische Nachrichtendienst MI6 mit den Schergen des Despoten Hand in Hand arbeiteten.

CIA soll Verdächtige gefoltert haben

Es wurden nicht nur rege Informationen über libysche Dissidenten ausgetauscht. Die CIA soll zudem von US-Agenten im Ausland gekidnappte libysche „Terrorverdächtige“ gefoltert haben. Später wurden die „Terroristen“ in geheimen Flügen nach Libyen geschafft und Gaddafis Häschern ausgeliefert. Darunter befand sich offenbar auch Abdelhakim Belhadsch, der heutige Rebellenkommandeur in Tripolis. Zahlreiche dieser „CIA-Folterflüge“ nach Libyen sind in einem Bericht des EU-Parlamentes dokumentiert.

„Es ging nicht nur darum, verdächtige libysche Islamisten zu entführen und sie dem libyschen Geheimdienst zu übergeben“, sagte HRW-Sprecher Bouckaert. „Die CIA schickte auch die Fragen mit, die der libysche Nachrichtendienst stellen sollte und – nach den Dokumenten – ist es klar, dass die CIA auch selbst bei einigen Verhören dabei war.“

„Es kann nicht überraschen“

Eine CIA-Sprecherin kommentierte die Enthüllungen mit den Worten: „Es kann nicht überraschen, dass die CIA mit ausländischen Regierungen zusammenarbeitet, um unser Land gegen Terrorismus zu schützen.“ Die britische Regierung erklärte kühl, man kommentiere keine Geheimdienstangelegenheiten.

Aber auch andere westliche Sicherheitsbehörden, etwa aus Frankreich, Italien oder auch Deutschland kollaborierten mit Gaddafi unter dem Etikett „Partnerschaft bei der Bekämpfung des internationalen Terrorismus“. Besonders nach der Aufhebung der UN-Sanktionen 2003, womit Gaddafis Regime als wirtschaftlicher und strategischer Partner wieder hoffähig wurde.