Essen. . Die Hochschulen in NRW sind gut im Einsammeln von Sponsorengeldern. Ihren Studenten haben sie damit im Rahmes des Deutschland-Stipendiums hunderte geförderter Studienplätze beschert. Am erfolgreichsten beim Werben war die Universität Duisburg-Essen.

Das Ruhrgebiet mag strukturschwach sein: In puncto Stipendien aber sind die Hochschulen der Region stark aufgestellt. Während Universitäten in Norddeutschland sich in vornehmer Zurückhaltung üben beim Einwerben privater Fördergelder, sind die Unis vor Ort sehr umtriebig. An der Universität Duisburg-Essen und in Aachen war man besonders erfolgreich.

Allerdings: In NRW war die Situation bei Einführung des Deutschland-Stipendiums von Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) vor einem Jahr anders als im Norden und Osten der Republik. An Rhein und Ruhr gab es schon seit dem Wintersemester 2009/10 das NRW-Stipendium, bei dem die 50-prozentige Landesförderung für jedes Stipendium bereits an die von Schavan geforderte private Ko-Förderung in gleicher Höhe gebunden war. Das NRW-Programm läuft 2014 aus, Schavans Stipendium soll bis dahin ausgebaut werden.

391 Nutznießer in Duisburg-Essen

Aktuell bezuschusst der Bund maximal Stipendien für 0,45 Prozent der Studierenden einer Uni. Der Anteil soll auf bis zu zehn Prozent steigen. Ob die Hochschulen in NRW diese Marge erreichen können, steht freilich in den Sternen. Die aktuellen 0,45 Prozent allerdings hat die Universität Düsseldorf mit ihren 76 vom Bund geförderten Stipendien plus 160 NRW-Stipendiaten voll ausgeschöpft. Und die TU Dortmund erfüllt die Vorgaben mit 106 Stipendien sogar zu mehr als 100 Prozent. Spitzenreiter ist jedoch die ne­ben Bochum größte Uni im Ruhrgebiet, Duisburg-Essen. Hier gibt es bislang 247 Stipendiaten, im Wintersemester 2011/12 sollen es sogar 391 Nutznießer sein. Von den 73 Sponsoren sind hier die meisten (46) Unternehmen, aber auch Vereine, Stiftungen, Privatpersonen sowie Verbände sind dabei.

Bemerkenswert: Zwei Drittel der Deutschland-Stipendien in Duisburg sind nicht an ein Studienfach gebunden, laut Förderbedingungen müssten nur ein Drittel fachungebunden sein. Besonders stolz ist man auch darauf, dass fast 45 Prozent der Stipendiaten nicht aus Akademikerfamilien stammen, auch der Anteil Geförderter mit Migrationshintergrund ist hoch .

Chefsache Fundraising

Dass die Zahl der Förderer so groß ist, habe man den eigenen Fundraising-Strategien zu verdanken, betont Stipendienkoordinator Matthias Johannes Bauer: „Und der Tatsache, dass unser Rektor das Werben dafür zur eigenen Angelegenheit gemacht hat, er sich sehr eingesetzt.“

Auch an der Ruhr-Uni Bochum (RUB) gibt es beim Rektorat eigens eine Stabsstelle fürs Spendensammeln. Die selbstgesteckten Zie­le sind ehrgeizig: Bis zu acht Prozent der Studenten will man hier künftig per Stipendium fördern. Für das kommende Semester allerdings werden es im Rahmen des Deutschland-Stipendiums nur 100 Studenten sein, das sind etwa zwei Drittel der möglichen Bundesförderung. Hinzu kommen an der RUB noch 177 NRW-Stipendiaten. Zu den Förderern zählen 56 Unternehmen, 54 Vereine/Verbände, 49 Stiftungen und 17 Privatpersonen.

Münster setzt auf langfristige Förderung

An der Wilhelms-Universität Münster, der größten der Region, wird man die 0,45-Prozent-Marge wohl nicht erreichen. 162 Stipendien könnten dort vom Bund bezuschusst werden. 90 werden voraussichtlich per Deutschland-Stipendium im Wintersemester gefördert.

Allerdings ist bei den meisten der 90 Plätze auch die Förderung für vier Jahre gesichert. Darauf legte man an der WWU Wert, um für die Zukunft angepeilte Steigerungsraten halten zu können. Hinzu kommen an der WWU 99 NRW-Stipendiaten. In Münster sind zwei Drittel der Stipendien fachgebunden. Viele Förderer gibt es dort vor allem im BWL-Bereich.

Ohne Einschränkung beim Bafög

Deutschland-Stipendien werden einkommensunabhängig vergeben. Es geht um Leistung in Form von Noten, aber auch um die Bedingungen, unter denen die Leistung erbracht wurde. Auch wer Bafög bekommt, kann die 300 Euro vom Stipendium ohne Einschränkung behalten. Die Stipendien müssen nicht zurückgezahlt werden und können über die gesamte Regelstudienzeit laufen. Allerdings werden jährlich Leistungsnachweise verlangt.