Lippstadt. Zwei Tage nachdem ein ICE nahe Lippstadt in vollem Tempo einen Trecker gerammt hat, gerät die Deutsche Bahn in die Kritik. Der Fahrgastverband pro Bahn wirft der DB vor, seit Jahren vor sich her zu schieben, am Unfallort eine Unterführung zu bauen.

Nach dem Zug­unfall in Lippstadt-Dedinghausen hat der Fahrgastverband Pro Bahn schwere Vor würfe gegen die Deutsche Bahn erhoben.

Bei der Kollision eines mit 160 Stundenkilometer fahrenden ICE mit einem auf dem Bahnübergang stehenden Traktor waren am Mittwoch zwei Personen leicht verletzt worden. Unter den unverletzten Passagieren war auch der ehemalige SPD-Chef Franz Müntefering.

„Es hätte ohne weiteres zu einer Katastrophe kommen können“, sagte gestern Dr. Günter Fiedler von der Regionalgruppe Hellweg des Fahrgastverbandes Pro Bahn auf Anfrage von DerWesten. Der Bahnübergang in dem Lippstädter Ortsteil sei sehr unübersichtlich, „ein Unfall geradezu absehbar“ gewesen.

Bahnübergang endlich durch Unterführung ersetzen

Seit Jahren, so Fiedler, gebe es beim Kreis Soest detaillierte Pläne, den Bahnübergang an der Schnellstrecke abzubauen und durch eine Unterführung zu ersetzen. „Doch die Bahn hat dieses Projekt nicht in ihre Prioritätenliste aufgenommen, es immer wieder hinausgeschoben.“

Der Kreis Soest bestätigt diese Darstellung. Die Planungen liefen seit langem, so Sprecher Wilhelm Müschenborn, „wir haben das Thema schon oft bei der Bahn angemahnt.“

Das Unternehmen wollte sich gestern wegen der laufenden Ermittlungen nicht zu dem Zugunfall äußern. Generell habe sich der Bestand an Bahnübergängen stark verringert, so ein Bahnsprecher. Gab es 1994 noch bundesweit 287.000 Übergänge, so ist die Zahl bis 2010 auf 195.000 zurückgegangen.