Berlin. . Linke-Parteichef Klaus Ernst hat den umstrittenen Geburtstagsgruß der Parteispitze an den kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro in dieser Form bedauert. Dietmar Bartsch vermisst inhaltliche Akzente bei der Linkspartei.

Die Linkspartei widmet sich weiter der Selbstbespiegelung. Der Parteivorsitzende Klaus Ernst bedauerte die Form des umstrittenen Glückwunschschreibens an den kubanischen Revolutionsführer Fidel Castro. Der frühere Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch forderte die Partei auf, ihre Strategie zu überprüfen. Der Berliner Parteienforscher Oskar Niedermayer riet der Linken dazu, ihr Verhältnis zur Vergangenheit zu klären.

Ernst sagte der „Süddeutschen Zeitung“ zu den Geburtstagsgrüßen an Castro: „Es ist einfach ein Fehler passiert.“ Grundsätzlich halte er die Gratulation zum 85. Geburtstag Castros für richtig. Falsch gewesen sei der Stil. „Es ist doch schon durchgesickert, dass der Text nicht über unseren Schreibtisch gegangen ist und im Übrigen auch so nicht gegangen wäre“, sagte Ernst. Das Schreiben, das Castros „kampferfülltes Leben“ würdigt, trage „digitale Unterschriften“ von ihm und seiner Ko-Vorsitzenden Gesine Lötzsch.

Fehler der Linken in der Vergangenheit

Ernst appellierte an die Parteimitglieder, mehr Gemeinsamkeit zu zeigen. „Alle müssen sich jetzt am Riemen reißen“, forderte er. Das gelte auch für die Vorsitzenden. Ernst schlug vor, die Probleme der Partei auf einem Kongress zu besprechen. „Wir haben in den vergangenen Jahren große Erfolge gehabt und immer nur nach vorne geschaut“, sagte er. Dabei habe man sich zu wenig damit auseinandergesetzt, dass die Linke aus der PDS und der Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) hervorgegangenen ist. „Wir haben uns zu wenig mit der Geschichte des jeweils anderen in unserer Partei beschäftigt“, sagte er.

Bartsch sagte der „Berliner Zeitung“, seine Partei habe zu wenig aus dem hervorragenden Ergebnis bei der Bundestagswahl vor knapp zwei Jahren gemacht. „Nach dem Parteitag in Rostock vor gut einem Jahr haben wir es nicht geschafft, neue inhaltliche Akzente zu setzen und die Partei zu einen“, sagte der Linkspolitiker, der als Reformer gilt. Die Querelen in der Partei müssten ein Ende haben. „Weitere Selbstbeschäftigung wäre unverantwortlich“, sagte Bartsch.

Keine Debatte über Parteiführung

Eine Diskussion über die Parteichefs Ernst und Lötzsch lehnte Bartsch ab. „Wir befinden uns in Wahlkämpfen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern. Da verbietet sich jede Debatte über die Parteiführung“, sagte er.

Niedermayer sagte der Nachrichtenagentur dapd, Debatten wie die um den Mauerbau oder um die Glückwünsche an Castro schadeten der Linken. Das sehe man auch an den Umfragewerten. Hintergrund der jüngsten innerparteilichen Diskussionen sei ein „Führungsvakuum“. Die Vorsitzenden Lötzsch und Ernst hätten nicht das Charisma des früheren Parteichefs Oskar Lafontaine und schafften es nicht, die Partei zusammenzuhalten. „Das ganze letzte Jahr über ging es bei den Linken nur um Führungsquerelen“, sagte er. Mit ihrer derzeitigen Außenwirkung laufe die Linke Gefahr, wieder zu einer Regionalpartei zu werden, die lediglich in den ostdeutschen Bundesländern von größerer Bedeutung sei. (dapd)