Tripolis/Madrid. . Sie gehen rein in olivgrünen T-Shirts und kommen heraus im feinen Zwirn italienischer Designer. Die Rebellen bedienen sich nach der Eroberung Tripolis’ bei den Luxus-Artikeln, die die Kinder des libyschen Machthabers Muammar Gaddafi angehäuft haben.

Erst eroberten die Rebellen das Hauptquartier Gaddafis in Tripolis. Dann stürmten sie die luxuriösen Residenzen seiner Söhne und der Tochter Aisha am Stadtrand. Der Gaddafi-Nachwuchs, der rechtzeitig die Flucht ergriffen hatte, war wegen seines skandalösen und luxuriösen Lebenswandels hinter hohen Mauern besonders verhasst bei den Libyern.

„Dieses Haus gehört dem Volk“ sprühten die Rebellen an eine Wand jenes Palastes, in dem inmitten eines weitläufigen Gartens die blonde Aisha, Mutter von drei Kindern, ihr Leben genoss. Ein riesiges privates Hallenschwimmbad im Untergeschoss. Daneben ein Jacuzzi, eine Sauna, ein Billardraum, Fitnesssaal. Überall Marmor-Fußböden. Eine Ausstattung, die jedem Fünf-Sterne-Hotel Ehre machen würde.

Unterhalb der geschwungenen Treppe, die vom Obergeschoss der Aisha-Villa in den Wohnraum herabführt, steht ein goldenes Sofa, das einer Meerjungfrau mit den Gesichtszügen von Aisha nachempfunden wurde. Jetzt räkeln sich Rebellenkämpfer mit ihren Kalaschnikows auf dem fürstlichen Diwan – machen Erinnerungsfotos für ihr Revolutionsalbum.

Armani-Sakos finden Gefallen

Arabische Medien hatten die exzentrische 34-jährige Blondine, eine studierte Rechtsanwältin, die in der Öffentlichkeit gerne wie ein Fotomodell auftrat, auch als die „Claudia Schiffer Nordafrikas“ bezeichnet. In den letzten Monaten war sie öfter an der Front aufgetaucht, um mit martialischen Reden die Soldaten ihres Vaters anzufeuern.

In der Residenz von Gaddafi-Sohn al-Saadi (38) fanden die Kämpfer vier schnittige Sportautos, darunter ein Lamborghini. Das waren die ersten „Souvenirs“, die nun aus der Villa verschwanden. Al-Saadi, der gerne Profi-Fußballer geworden wäre, hatte sich auf seinem Privatgelände sogar einen eigenen Fußballplatz bauen lassen.

Beim Bruder Hannibal Gaddafi (35) hingen jede Menge Hemden und Anzüge exklusiver Designer im Schrank. Etliche Rebellen stürmten im olivgrünen T-Shirt in Hannibals Residenz und gingen zufrieden im Armani-Jackett wieder hinaus. Zurück ließen sie, wild zerstreut, jene Kleidungsstücke, die (noch) keinen passenden Besitzer fanden.