Wenn eine behinderte Frau am helllichten Tag in einem Bus in Bochum ausgeraubt wird, und die Fahrgäste sehen weg, dann stimmt etwas nicht in unserer Gesellschaft.

Natürlich darf Zivilcourage kein Himmelfahrtskommando sein. Aber oft genug geht es nicht um die Überwindung der eigenen Angst, sondern nur um den Widerstand gegen die eigene Bequemlichkeit.Wenn, wie unlängst in Duisburg, eine resolute 85-jährige Frau den Angriff auf ein Kind verhindert, welche Argumente hätte ein 40-jähriger Mann, sich nicht einzumischen?

Ein Staat, der Zivilcourage stärken und schützen will, muss allerdings für jene, die nicht wegsehen, mehr tun, als ihnen eine Medaille um den Hals zu hängen und sie mit einem Händedruck zu verabschieden. Er muss ihnen vor allem die Gewissheit geben, dass ihr Einsatz einen Sinn gehabt hat.

In München verdonnerte ein Gericht jetzt einen Helfer dazu, 600 Euro Schmerzensgeld zu zahlen, weil er bei einer Auseinandersetzung einen Schläger an der Hand verletzt hatte. In Dortmund muss ein anderer nach einem Einsatz mit schweren Blessuren als Folge erleben, dass seine Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung ohne Folgen für jene bleibt, die ihm nicht halfen.

Das motiviert nicht gerade zur Selbstlosigkeit.