Essen. . Dortmunder Experte Ernst Rösner begrüßt den Kompromiss: Die geplante Sekundarschule eröffnet alle Wege zum Abitur. „Das Lernen kann beginnen.“

„Es ist ein Kompromiss, aber mit dem kann man leben.“ Ernst Rösner, Bildungsforscher am Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der Uni Dortmund, würde „dieser Sekundarschule die Note 2 – geben“, sagte er der WAZ. Für Lehrer, Eltern, vor allem die Kinder sei es nur gut, wenn durch ein gemeinsames Gesetz von Grünen, SPD und CDU „dieser verfluchte Streit endgültig aus der Welt ist“.

Wie tief und nachhaltig ein verbissener „Schulkampf“ das ganze Land spalten kann, weiß Rösner nur zu gut. Mitte der 70er-Jahre war der Pädagoge mittendrin. Damals bekämpfte die NRW-CDU im Verbund mit Eltern, Lehrern, Unternehmern und Kirchen über Jahre erbittert das SPD/FDP-Modell der „Koop-Schule“. In der sollten Haupt- und Realschüler, bei Bedarf auch Gymnasiasten, unter einem Dach lernen. 1978, nach dem „Stopp-Koop“-Volksbegehren, war die moderate Reform gestorben. Der verletzende Streit wirkte nach – bis heute.

Rösner wirbt seit vielen Jahren dafür, Kinder nicht nach vier Schuljahren auf getrennte Schulformen zu verteilen. Die frühe Trennung verbaue Kindern aus benachteiligten Familien die Chance auf erfolgreiches Lernen. Sein Modell der „Gemeinschaftsschule“, in der alle Kinder länger gemeinsam lernen, die zugleich jedes individuell fördert, hat in NRW viele CDU-Politiker – vor allem auf dem Land – überzeugt.

Ärgerlich findet Rösner, dass mit der neuen Bezeichnung „begrifflich wieder eine neue Sau durchs Land getrieben wird“. Viel wichtiger aber sei, dass die „Sekundarschule“ den Kommunen und Schulen viele Freiräume eröffne – inklusive einem klar vorgezeichneten Weg zum Abitur. „Jetzt kommt es darauf an, vor Ort gute pädagogische Konzepte zu stricken.“ Der Streit, so Rösner erleichtert, sei vorbei. „Das Lernen kann beginnen.“