Kairo..
Seit im Jemen der Machtkampf zwischen Oppositions- und Jugendbewegung auf der einen und dem regierenden Präsidenten Ali Abdullah Saleh auf der anderen Seite tobt, nutzt das Terrornetzwerk El Kaida das wachsende Chaos, um in dem Land die Macht an sich zu reißen – und damit eine neue Basis für ihre Terroraktionen zu errichten.
Die Anti-Terror-Truppen des Regimes sind in der Hauptstadt Sanaa gebunden, die im Süden stationierten Einheiten zu schwach, um den Gotteskämpfern aus zahlreichen arabischen Staaten Paroli zu bieten. Vor drei Wochen gelang es zudem 65 Terroristen, nach einer spektakulären Befreiungsaktion aus dem Zentralgefängnis der Hafenstadt Mukalla zu entkommen.
„Die Macht von El Kaida wächst. Wir sind dabei, den Kampf zu verlieren“, warnt Mohammed Saif Haidar, Jemens bekanntester El Kaida-Experte, der im „Sheba Zentrum für strategische Studien“ in Sanaa arbeitet.
Jagd auf Beamte und Polizisten
Unter den jemenitischen „Gefolgsleuten der Sharia“ bilden die Anhänger von Osama bin Laden den harten Kern. Die Militanten drohten, Ehebrecher zu exekutieren und Dieben die Hände abzuhacken. Sie patrouillieren auf den Straßen, verbieten Bücher, machen Jagd auf Staatsbeamte und Polizisten. In einem der Dörfer gab es jüngst die erste öffentliche Hinrichtung eines Homosexuellen. Die Zahl der im Süden operierenden Gotteskrieger schätzt der Forscher mittlerweile auf gut 1000, nicht mitgerechnet die Heerscharen jemenitischen Stammeskämpfer, „die sie schützen und es ihnen erlauben, sich frei zu bewegen“.
„Ihre Strategie ist, sich in der Region festzusetzen und sich dann langsam an der Küste entlang auszubreiten“, erläutert Haidar. Zum ersten Mal in der Geschichte von El Kaida versucht die Organisation, auf der arabischen Halbinsel ein ganzes Gebiet mitsamt Dörfern und Städten unter ihre Kontrolle zu bringen – im Falle Jemens mit Bedacht gewählt.
Wichtigste Seestraße
Auf jemenitischer Seite handelt es sich um einen schwer zugänglichen Landstrich mit Wüsten und Bergen sowie vielen Felshöhlen, die als Verstecke dienen. Auf der gegenüberliegenden somalischen Seite herrschen die „Al-Shabab“, ebenfalls ein Ableger des von Osama bin Laden gegründeten Terrornetzwerks. So könnten die Gotteskrieger bald eine der wichtigsten Seestraßen der Welt kontrollieren, den Golf von Aden mit der Meerenge Bab Al Mandab, durch die ein beträchtlicher Teil der Öltanker und Containerschiffe der Welt fährt.
USA extrem besorgt
Die USA zeigen sich inzwischen extrem besorgt. Letzte Woche schickte Barack Obama seinen Anti-Terror-Berater John Brennan ans Krankenbett des schwer verletzten Präsidenten Saleh. Gleichzeitig gab Obama Befehl, bis Ende des Jahres eine geheime CIA-Basis im Mittleren Osten aufzubauen, von der aus künftig alle Drohnenangriffe auf El Kaida-Kämpfer geflogen werden sollen.