Washington. .

Das US-Verteidigungsministerium will vor allem seine Abwehrmaßnahmen für das Computernetzwerk deutlich verstärken. Bits und Bytes seien im 21. Jahrhundert ebenso bedrohlich wie Patronen und Bomben, heißt es aus dem Pentagon.

Erst im März seien auf einen Schlag 24.000 geheime Dateien gestohlen worden, erklärte am Donnerstag der stellvertretende US-Verteidigungsminister William Lynn in Washington, der die neue Strategie vorstellte. Es handele sich um einen der größten Datendiebstähle in der Geschichte des Pentagons, erklärte Lynn. Er habe sich gegen ein Computernetzwerk der Rüstungsindustrie gerichtet. Man gehe davon aus, dass eine ausländische Regierung hinter dem Angriff stecke, erklärte er vor seiner Rede. Um welches Land es sich dabei handele, sagte er nicht. „Wir haben schon eine ganz gute Vorstellung davon“, wer das war, sagte Lynn nur. Auch weitere Einzelheiten zu dem Angriff wollte er nicht nennen.

Bits und Bytes sind so bedrohlich wie Bomben

Sein Ministerium behandele den Cyberspace wie ein Einsatzgebiet zur Luft, Land, See und im Weltraum, so Lynn weiter. Dies bedeute, dass das Militär „seine Kräfte so organisieren, trainieren und ausrüsten muss, dass sie Einsätze im Cyberspace ausführen können“, sagte Lynn. „Im 21. Jahrhundert sind Bits und Bytes ebenso bedrohlich wie Patronen und Bomben.“ Das Ministerium gehe davon aus, dass in Zukunft Cyberangriffe Teil jedes größeren Konflikts sein werden.

Das Pentagon will der nur in Grundzügen vorgestellten Strategie zufolge vor allem seine Abwehrmaßnahmen für das Computernetzwerk deutlich verstärken, mit der Privatindustrie stärker zusammenarbeiten und auch neue Maßnahmen ergreifen, um „böswillige Insider“ zu stoppen. Über offensive Maßnahmen, um auf Angreifer zu reagieren, sagte Lynn wenig. Eine militärische Antwort komme dann in Betracht, wenn der Cyberangriff „zu massivem Schaden, massivem Verlust an Menschenleben und deutlichem ökonomischen Schaden“ geführt habe.

Pentagon unterhält mehr als sieben Millionen Computer

Für etliche Attacken in der Vergangenheit wurden China oder Russland verantwortlich gemacht. Das Pentagon befürchtet aber auch, dass Terroristen, die weniger zu verlieren haben als eine ausländische Regierung, in die US-Computer eindringt und dort erhebliche Schäden anrichtet, die vielleicht sogar Menschen das Leben kosten könnten. Das Pentagon unterhält mehr als 15.000 Computernetzwerke und sieben Millionen Computer in rund einem Dutzend Ländern.

Der Angriff auf das Computernetzwerk der Rüstungsindustrie im März zeigte aber auch, dass militärische Daten nicht nur von den Computern des Pentagons gestohlen werden können. Denn das Verteidigungsministerium arbeitet mit vielen Firmen zusammen, die zum Beispiel Treibstoff oder den Strom liefern. Mit bestimmten IT-Sicherheitsfirmen will das Pentagon deshalb in einem Pilotprogramm zusammenarbeiten, um schädliche Aktivitäten zu erkennen und zu blockieren.

Der volkswirtschaftliche Schaden, der den USA durch den Raub von Regierungs- und Unternehmensdaten sowie die Verletzung von Urheberrechten entsteht, beläuft sich nach Angaben von Lynn inzwischen auf mehr als eine Billion Dollar. Auch deshalb sei es höchste Zeit für eine neue Strategie des Militärs im Kampf gegen Hacker, erklärte der Vize-Verteidigungsminister. (dapd/afp/rtr)