In Afghanistan und im Sudan, auf dem Balkan und vor der Küste Somalias - die Bundeswehr ist mit mehreren tausend Soldaten im Ausland im Einsatz. Nur: Zuhause üben für den Ernstfall will man sie nicht lassen.
Die Lüneburger Heide ist groß - und wenn man sich nicht auskennt, verliert man leicht vor lauter Heide die Orientierung. So ging es mir vor einigen Jahren. Auf der Suche nach dem rechten Weg fand ich mich unvermittelt auf der „Panzergrenadierstraße” wieder, was mich vielleicht hätte stutzig machen sollen. Unruhig wurde ich aber erst, als unvermittelt ein gewaltiger Panzer meinen Weg kreuzte und mich zu einer Vollbremsung zwang. Ein junger Leutnant brachte mich, freundlich aber nachdrücklich, zurück auf den rechten Weg Richtung Celle. Seitdem habe ich hinterm Steuer eine Panzer-Phobie.
Ein großes Ärgernis
Was mir eine skurrile Begegnung bescherte, ist für viele Anwohner von Truppenübungsplätzen ein großes Ärgernis: Flugzeuglärm, Bombenabwürfe, Panzergetöse. Gerade erst rückte das Thema wieder in die Schlagzeilen, als Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) entschied, die Pläne für die Nutzung eines 144 Quadratkilometer großen Areals im nördlichen Brandenburg, das so genannte Bombodrom, als Bombenabwurfplatz aufzugeben. Viele Jahre hatte eine Bürgerinitiative gegen das Projekt gekämpft.
,„Schützen, Helfen, Vermitteln, Kämpfen.” So definiert die Bundeswehr auf ihrer Internetseite ihre Auslandseinsätze. Schon lange beschweren sich die Soldaten darüber, dass sie für ihre gefährliche Arbeit in Afghanistan oder im Kosovo wenig Rückhalt an der Heimatfront erhalten. Stattdessen wird in regelmäßigen Abständen über Sinn und Unsinn der Einsätze diskutiert und allen Ernstes auch darüber, ob es sich nun in Afghanistan um einen Krieg oder einen Kampfeinsatz handelt. Der neuerliche Streit um Truppenübungsplätze befeuert die Diskussion um die Aufgaben der Truppe nun zusätzlich.
Widerstand regt sich
Denn: Die Bombodrom-Entscheidung führt nun auch an anderer Stelle zu Begehrlichkeiten. Jetzt machen die Anrainer der beiden anderen „Luft-Boden-Übungsplätze”, wie die Einrichtungen korrekt heißen ebenfalls mobil. Im niedersächsichen Nordhorn und die Siegenburg in Bayern regt sich Widerstand.
Die Übungsgelände dort sind zwar deutlich kleiner als das geplante Bombodrom in Brandenburg, sind aber umgeben von einwohnerstarken Städten und Gemeinden. Was in Brandenburg gilt, heißt es dort, muss auch für uns gelten. Und zumindest die Nordhorner bekommen prominente Fürsprecher für ihren Protest, Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) persönlich forderte nun einen Verzicht auf den Übungsbetrieb. Stattdessen solle sich die Bundeswehr Übungsplätze im Ausland suchen.
Bei der Bundeswehr sieht man dies ganz anders. Ein Sprecher betonte, dass die Luftwaffe heute bereits etwa 75 Prozent ihrer Übungen im Ausland abhalte. Den mehr als 1600 Übungs-Einsätzen im Ausland stünden aktuell 318 Übungen in Nordhorn und 98 in Siegenburg pro Jahr gegenüber. Bei allen technischen Neuerungen müsse es weiterhin die Möglichkeit geben, in Deutschland die Fähigkeiten der Luftwaffe zu trainieren.