Essen. . Die Salafisten, eine besonders intolerante Richtung im Islam, werden von Verfassungsschützern beobachtet. Doch die Politik will diese Gruppen vorerst nicht verbieten.
Die Salafisten, die den Islam besonders streng auslegen und zum islamischen Strafrecht Scharia stehen, geraten ins Visier der deutschen Verfassungsschützer und der Innenminister der Länder.
„Der Salafismus ist die am schnellsten wachsende islamistische Bewegung und ein Nährboden für den Terrorismus“, sagte Hessens Innenminister Boris Rhein (CDU) nach der Konferenz der Länderressortchefs in Frankfurt. „Er strebt einen islamischen Gottesstaat an, in dem wesentliche Grundrechte keine Geltung haben sollen.“ Zu einem Verbot der Gruppierungen kommt es aber vorerst nicht.
Nordrhein-Westfalen hat mit dem Salafismus Probleme. Der aus dem Rheinland stammende Pierre Vogel, ein ehemaliger Boxer, zählt zu den bundesweit bekanntesten Predigern. Der Ex-Feuerwehrmann Sven Lau ist Chef der Gruppe „Einladung zum Paradies“ (EZP), die seit dem Umzug aus Braunschweig in Mönchengladbach arbeitet und unter Protest der Bevölkerung eine Islamschule eröffnet hatte. Die Gruppe ist sogar vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt, berichtet die „Braunschweiger Zeitung“. Lau war Montag festgenommen worden, weil er unter Verdacht steht, im eigenen Gebäude Feuer gelegt zu haben.
Kleine Minderheit
Die salafistische Schabab an Nur-Moschee in Wuppertal spielt eine Hauptrolle in der Radikalisierung des Wuppertalers Bünyamin E. und seines Bruders Emrah, die beide 2010 in ein Ausbildungslager der El Kaida in Pakistan reisten. Bünyamin E. starb dort bei einem US-Drohnenangriff.
In einem Bericht des NRW-Verfassungsschutzes, der der WAZ vorliegt, heißt es, salafistische Netzwerke verbreiteten sich in Nordrhein-Westfalen. Immer wieder seien „Personen nach einer Radikalisierung in einem salafistischen Milieu in eine gewaltbereite, djihadistische Szene abgedriftet“. Letztlich könnten aber nur zwei bis drei Prozent der islamischen Moscheen der Gruppierung, die die rigide Trennung von Mann und Frau, die Trennung von Kindern auch in der Schule und den Ausschluss der Frau vom Berufsleben propagiere, zugeordnet werden. Polizeiexperten betonen, die meisten islamischen Gemeinden setzten sich von dieser Radikalität ab. Sie würden es sogar ablehnen, Salafisten in Moscheen zu lassen.