Brüssel/Paris. . Eine wichtige Woche für Griechenland: An diesem Dienstag beraten die europäischen Finanzminister über Auswege aus der Finanzmisere des Staats. Im Gespräch sind auch weitere Notkredite – und ein Zahlungsaufschub für das hoch verschuldete Land.

Die Ratingagentur Standard & Poor“s hat die Kreditwürdigkeit Griechenlands weiter herabgestuft. Sie wurde um drei Stufen von B auf CCC gesenkt, wie die Agentur am Montag mitteilte. Das Misstrauen an den internationalen Finanzmärkten dürfte beim Treffen der EU-Finanzminister in Brüssel am Dienstag die Diskussionen über ein neues milliardenschweres Hilfspaket für Griechenland weiter anheizen.

S&P begründete die neuerliche Herabstufung mit der weiter gestiegenen Wahrscheinlichkeit einer Umschuldung Griechenlands, bei der Gläubiger womöglich auf einen Teil ihres Geldes verzichten müssen. Die langfristige Perspektive sei negativ, erklärte die Agentur. Athen werde sich 2012 und „wahrscheinlich“ auch später nicht wieder selbst Geld an den Finanzmärkten leihen können.

Um einen Staatsbankrott Griechenlands abzuwenden, hatten die Europäische Union und der Internationale Währungsfonds (IWF) dem Land im vergangenen Jahr Notkredite von insgesamt rund 110 Milliarden Euro zugesagt. Im Gegenzug verpflichtete sich die Regierung in Athen zu einem harten Sparkurs. Derzeit wird in der EU über ein weiteres milliardenschweres Hilfspaket debattiert, weil Griechenland seinen Schuldenberg über rund 350 Milliarden Euro offenbar nicht wie vereinbart abtragen kann.

EU-Finanzminister beraten erneut in Brüssel

Eine wichtige Woche für Griechenland: An diesem Dienstag beraten die europäischen Finanzminister über Auswege aus der Finanzmisere des Staats. Im Gespräch sind ein Zahlungsaufschub für das verschuldete Griechenland und neue Milliarden-Notkredite. In dem südeuropäischen Staat gehen die Proteste derweil weiter. Für Mittwoch rufen Gewerkschaften zum landesweiten Generalstreik auf.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warb für Unterstützung, um kriselnden Euro-Staaten wie Griechenland zu helfen. Wenn die EU-Staaten „einfach einen unkontrollierten Bankrott eines Landes zulassen“, könnte das auch den Wirtschaftsaufschwung im exportabhängigen Deutschland gefährden. Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) sprang Merkel bei: „Ich kann die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger gut verstehen, aber die neuen Hilfen nicht zu gewähren, wäre hochriskant und unverantwortlich.“

Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker forderte wie jüngst Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), dass Griechenlands Gläubiger dem Staat mehr Zeit geben, um Schulden zurückzuzahlen. Die Eurogruppe umfasst die 17 EU-Staaten, die den Euro eingeführt haben. „Es wird eine sanfte freiwillige Umschuldung geben müssen“, sagte Juncker. Einem deutlichen Schuldenerlass erteilte der Premierminister Luxemburgs aber eine Absage.

340 Milliarden Euro Schulden

Auch deutsche Banken und Versicherer liehen Griechenland Geld. Schulden hat der Staat zudem bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Insgesamt steht Griechenland derzeit mit rund 340 Milliarden Euro in der Kreide. Zum Vergleich: Die Wirtschaftsleistung des Landes betrug voriges Jahr 230 Milliarden Euro.

Bundesbank-Chef Jens Weidmann mahnte, Griechenland müsse seine Sparziele einhalten, um weitere Notkredite zu erhalten. Sonst drohe dem Land der Zahlungsausfall, also die Pleite - mit „sicherlich dramatischen wirtschaftlichen Folgen“ und Auswirkungen auch auf andere Euro-Staaten.

Vor rund einem Jahr stand Griechenland am Rand der Pleite. Daher gewährten die EU und der Internationale Währungsfonds IWF dem Staat im Mai 2010 drei Jahre lang Notkredite über 110 Milliarden Euro. Im Gegenzug muss die Regierung kräftig sparen und die Wirtschaft reformieren. Linken-Fraktionschef Gregor Gysi sieht das kritisch: „Mit den ganzen Auflagen ruinieren wir Griechenland.“ (Mit Material von afp)