Hamburg. .
Soldaten der Bundeswehr haben bei den Zusammenstößen im afghanischen Talokan Mitte Mai nach Medienberichten möglicherweise drei gewalttätige Demonstranten erschossen. Das Verteidigungsministerium spricht von laufenden Untersuchungen.
Bei den Zusammenstößen vor dem Bundeswehrstützpunkt im nordafghanischen Talokan Mitte Mai haben Bundeswehrsoldaten möglicherweise drei gewalttätige Demonstranten erschossen. Das geht dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ zufolge aus einem Untersuchungsbericht der UNO hervor. Das Verteidigungsministerium erklärte am Sonntag, bevor die laufenden Untersuchungen nicht abgeschlossen sind, könne die Frage nicht beantwortet werden, ob „möglicherweise Angreifer durch deutsche Soldaten getötet wurden“.
Am 18. Mai war eine Trauerfeier für vier afghanische Opfer in Talokan eskaliert. Demonstranten warfen Molotowcocktails und Handgranaten. Dem UNO-Bericht zufolge wurden vier afghanische Sicherheitskräfte und zwei deutsche Soldaten verletzt, wie der „Spiegel“ berichtete. Die Deutschen hätten erst mit Signalpistolen geschossen, dann Warnschüsse und schließlich gezielte Schüsse abgegeben. In dem Bericht werde das Verhalten der Bundeswehrsoldaten als „angemessen“ bezeichnet.
Darauf verwies auch ein Sprecher des Verteidigungsministeriums auf Anfrage: „Alle bisherigen Erkenntnisse zeigen, dass die deutschen Soldaten im Einklang mit den nationalen Regeln und den ISAF-Regeln gehandelt haben.“
Ministerium hatte berichtet, Soldaten hätten aus Selbstverteidigung geschossen
Das Verteidigungsministerium hatte am 20. Mai zu den Vorfällen berichtet, die Bundeswehrsoldaten hätten aus einer „Selbstverteidigungslage“ heraus geschossen. Die Angreifer hätten sich durch Warnzeichen und Warnschüsse nicht stoppen lassen. Laut Ministerium war nicht auszuschließen, dass ein Angreifer in Hals oder Kopf getroffen wurde. Außerdem berichtete das Ministerium von drei verletzten Bundeswehrsoldaten und fünf verletzten afghanischen Wachen. Der Darstellung zufolge standen den Bundeswehrsoldaten 1.500 Demonstranten gegenüber, von denen einige das Camp mit Handgranaten und Molotowcocktails angriffen.
Laut „Spiegel“ gibt es zu den Vorfällen auch einen deutschen Untersuchungsbericht, der aber seit einer Woche unter Verschluss gehalten wird. (dapd)