Kabul. . Nach dem Luftangriff in Afghanistan, bei dem auch Kinder getötet worden waren, soll die Nato keine Luftangriffe auf Häuser mehr fliegen. Das verlangt der afghanische Präsident Karsai. Die Nato lehnt Einschränkungen ihrer Einsatzführung ab.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai will der Nato weitere Luftangriffe auf Wohnhäuser verbieten. Diese hätten in der Vergangenheit zu vielen Zivilpersonen das Leben gekostet, erklärte Karsai am Dienstag. Der jüngste Luftangriff, bei dem eine Gruppe von Frauen und Kindern getötet wurde, sei der letzte gewesen.

„Von diesem Moment an sind Luftangriffe auf die Häuser von Menschen nicht mehr erlaubt“, sagte Karsai vor Journalisten in Kabul. Der Präsident hatte bereits am Vortag den jüngsten Angriff scharf kritisiert und von einer „letzten Warnung“ an die Nato und die US-Streitkräfte gesprochen.

Nato verteidigt Luftangriffe auch auf Wohnhäuser

Eine Nato-Sprecherin hat am Dienstag Luftangriffe auf Wohnhäuser in Afghanistan als weiterhin notwendig verteidigt und damit einem Verbot des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai eine Absage erteilt. Nato-Sprecherin Oana Lungescu sagte, die Allianz nehme Karsais Bedenken sehr ernst und werde weiterhin alles unternehmen, um den Tod von Zivilpersonen zu vermeiden. Alle Angriffe würden zudem mit den afghanischen Streitkräften koordiniert.

Bei dem Luftangriff im Südwesten Afghanistans waren am Samstag nach afghanischen Angaben 14 Zivilisten getötet worden - Frauen und Kinder. Die Nato hatte sich am Montag dafür entschuldigt. Sie erklärte, es seien nie Häuser ohne Koordination mit der Regierung und deren Genehmigung angegriffen worden. Man werde in den kommenden Tagen und Wochen alle Einsätze mit Präsident Karsai absprechen, um seinen Intentionen zu entsprechen.

Unklar ist, ob Karsai der Nato überhaupt Luftangriffe untersagen kann. Die Nato und die amerikanischen Truppen agieren in Afghanistan unter einem UN-Mandat. Die Verhandlungen zwischen der afghanischen Regierung und den USA über die weitere Stationierung sind zuletzt immer schwieriger geworden. Karsai will strikte Regeln für die Einsätze der US-Soldaten.

Sorge ums Image der Nato

Auf die Frage, was er tun werde, wenn die internationalen Truppen weiter Häuser angriffen, sagte Karsai: „Dann wird die afghanische Regierung gezwungen sein, einseitige Schritte zu ergreifen.“ Was das sein könnte, sagte er nicht. Die Einzelheiten werde er kommende Woche mit der Nato besprechen, sagte Karsai. Die Nato gerate in die Gefahr, als Besatzungsmacht betrachtet zu werden.

Auch die Nato ist wegen der zivilen Todesopfer in Afghanistan besorgt um ihr Ansehen. Ein Sprecher des Militärbündnisses, Konteradmiral Vic Beck erklärte, der kommandierende General David Petraeus habe schon wiederholt darauf hingewiesen, dass alles getan werden müsse, um die Zahl der zivilen Opfer bei Einsätzen zu verringern.

Mit Karsai stimme man darin überein, dass jede Befreiungsstreitmacht aufpassen müsse, da sie mit der Zeit als Besatzungsmacht betrachtet werden könne. Man sei immer dabei, die eigenen Einsätze zu überprüfen.

Die Zahl der zivilen Opfer durch die Angriffe Aufständischer ist in Afghanistan im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gestiegen, wie aus einem Bericht der Vereinten Nationen hervorgeht. (dapd)