Barcelona. . Bei der Räumung eines Protestcamps im Zentrum von Barcelona sind am Freitag mehr als 100 Menschen verletzt worden. Unter den Verletzten waren auch 37 Polizisten. Seit gut zwei Wochen demonstrieren in Spanien junge Leute gegen Perspektivlosigkeit.
Unter Einsatz von Gummigeschossen und Schlagstöcken hat die spanische Polizei am Freitag ein Protestcamp im Zentrum von Barcelona geräumt. Zwölf Menschen wurden im Krankenhaus behandelt, mehr als hundert erlitten nach Angaben der Rettungsdienste leichte Verletzungen, darunter 37 Polizisten. Die Regierung in Madrid plante, auch das Protestcamp in der Hauptstadt räumen zu lassen.
Rund 50 Demonstranten errichteten am Freitag auf der Plaza de Cataluña in Barcelona eine Sitzblockade, als die Reste eines vor Tagen errichteten Protestcamps entfernt werden sollten, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Fernsehbilder zeigten, wie Polizisten mit Schlagstöcken gegen die Demonstranten vorgingen und sie wegtrugen. Der AFP-Reporter sah, wie Gummigeschosse abgefeuert wurden.
Blockade binnen Minuten aufgelöst
Die Blockade war binnen Minuten aufgelöst, doch etwa hundert Demonstranten gruppierten sich neu auf dem Platz. Ihnen standen zwei Polizeiketten gegenüber, die weitere Demonstranten davon abhielten, auf den Platz zu kommen. Später verließ die Polizei den Platz, woraufhin tausende Demonstranten dorthin strömten. Ihre Zahl nahm später aber wieder ab. Die Protestierenden erklärten, mehrere Menschen hätten blutende Kopfwunden erlitten. Es war das erste Mal seit Beginn der landesweiten Proteste vor fast zwei Wochen, dass die spanische Polizei ein Protestcamp räumte.
Seit dem 15. Mai demonstrieren in vielen Städten Spaniens vor allem junge Menschen gegen den Sparkurs der Regierung und die hohe Arbeitslosigkeit. Auf zahlreichen Plätzen errichteten sie Protestcamps. Das Lager auf der Plaza de Cataluña wurde der Polizei zufolge wegen des Champions-League-Endspiels geräumt, bei dem am Samstag in London der FC Barcelona und Manchester United aufeinandertreffen. Die Polizei erklärte, der Platz werde für Siegesfeiern benötigt, sollte Barcelona das Spiel gewinnen. Die Menschen dürften später aber weiter auf ihm protestieren, allerdings „ohne Zelte, Messer, und potentiell gefährliche Gegenstände“, sagte ein Polizeisprecher.
Auch Protestcamp in Madrid soll geräumt werden
Der spanische Innenminister Alfredo Pérez Rubalcaba erwog derweil nach eigenen Angaben, auch das Protestcamp auf der Puerta del Sol in Madrid räumen zu lassen. Er habe entsprechende Anfragen der Madrider Regionalregierung sowie von Geschäftsinhabern am Platz erhalten, sagte Rubalcaba vor der Presse. „Ich werde die Lage zusammen mit der Polizei analysieren und dann werden wir eine Entscheidung treffen.“ (afp)