Madrid. . Seit Tagen gehen in Spanien junge Menschen auf die Straße, um gegen die hohe Arbeitslosigkeit und fehlende Perspektiven zu demonstrieren. Die Regierung wollte am Wochenende die Proteste wegen der anstehenden Wahl verbieten. Doch ohne Erfolg.
Unmittelbar vor den Regional- und Kommunalwahlen halten in Spanien die Jugendproteste gegen die hohe Arbeitslosigkeit und den Sparkurs der Regierung an. In der Hauptstadt Madrid harrten in der Nacht zum Samstag etwa 25.000 Menschen auf dem zentralen Platz Puerta del Sol aus. Für den Abend wurden trotz eines generellen Demonstrationsverbots an Wahlwochenenden weitaus mehr Protestierer erwartet.
Aus Furcht vor Zusammenstößen will die Regierung das Demonstrationsverbot nicht durchsetzen. Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero hatte angekündigt, friedliche Proteste zu respektieren.
Demonstriert wurde auch in Barcelona, Valencia, Sevilla, Bilbao und anderen großen Städten. Sie protestiere, weil sie trotz eines qualifizierten Abschlusses keine Arbeit finde, sagte die 25-jährige Inma Moreno in Madrid. „Der politischen Klasse muss bewusstwerden, dass das nicht in Ordnung ist.“ Die Protestbewegung erfasste alle Altersgruppen. Sie erinnere ihn an die Jugendrevolte von 1968, sagte der Ingenieur Javier Gutierrez.
Jugendarbeitslosigkeit in Spanien bei 45 Prozent
Die größtenteils jungen Demonstranten rufen das spanische Volks dazu auf, am Sonntag nicht für Zapateros Sozialistische Partei und auch nicht für die oppositionelle konservative Volkspartei zu stimmen. Die Sozialisten müssen sich Meinungsforschern zufolge auf deutliche Verluste einstellen.
Das hoch verschuldete Spanien muss bislang zwar keine Hilfen von Europäischer Union (EU) und Internationalem Währungsfonds (IWF) in Anspruch nehmen. Der Preis dafür ist aber ein harter Sparkurs. Die wirtschaftliche Erholung verläuft schleppend, die Arbeitslosigkeit ist mit einer offiziellen Quote von 21,3 Prozent so hoch wie in keinem anderen EU-Land. Unter den 18- bis 25-Jährigen liegt sie sogar bei 45 Prozent. Viele davon müssen noch bei ihren Eltern leben, weil sie keinen Job finden. Der IWF sprach bereits von einer „verlorenen Generation“. (rtr)