Ist es wirklich entscheidend, ob die Frau, mit der Frankreichs Spitzen-Sozialist Strauss-Kahn offenbar Sex hatte, damit ­einverstanden war? Ist es entscheidend, ob das Zimmermädchen des kalifornischen Gouverneurs Schwarzenegger freiwillig auf dessen sexuelle Wünsche einging?

Sicher: Es ist wichtig. Davon hängt ab, ob Strauss-Kahn ins Gefängnis muss und wenn ja, ob er vor seinem Tod noch einmal heraus kommt.

Nach allem, was man bisher weiß, verhielt sich Schwarzenegger wenigstens hinterher wie ein Gentleman. Vorher nicht. Ebenso wenig wie Strauss-Kahn. Beide ­gingen mit ihrer sehr großen Macht augenscheinlich sehr verantwortungslos um.

Wer Macht hat, dem wird Verantwortung geliehen. Geliehen, nicht geschenkt. Solche Macht für den niederen Zweck zu miss­brauchen, sich Sex mit Machtlosen zu ver­schaffen, ist nicht nur moralisch verwerflich, sondern obendrein auch noch ein Vertragsbruch.

Das öffentliche Amt wird, zum Schaden der Allgemeinheit, beschädigt. Die Fälle Strauss-Kahn und Schwarzenegger werden, wieder ein Mal, zu sehr aus der Täter­Perspektive betrachtet. Man sollte mehr auf die Opfer, die Frauen, schauen und hören.