Konstanz. . Die Universität Konstanz hat der Tochter des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber (CSU), Veronica Saß, den Doktortitel aberkannt. Erhebliche Teile der Arbeit seien Plagiate. Saß war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Die Universität Konstanz hat der Tochter des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU), Veronica Saß, den Doktortitel aberkannt. Nach umfassender Prüfung ihrer Dissertation sei der Promotionsausschuss zu dem Ergebnis gekommen, dass erhebliche Teile der Arbeit Plagiate seien, teilte die Universität am Mittwoch in Konstanz mit.

Das Münchner Büro der Kanzlei Raupach & Wollert-Elmendorff, in dem Saß als Rechtsanwältin seit 2009 arbeitet, wollte sich auf dapd-Anfrage nicht zu dem Vorfall äußern. Saß war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.

Der Rektor der Uni Konstanz, Ulrich Rüdiger, erklärte, Saß sei der Doktorgrad entzogen worden, weil die rechtlichen Voraussetzungen für seine Verleihung nicht vorgelegen hätten. Er verwies auf die Regeln wissenschaftlicher Redlichkeit, wonach eine Doktorarbeit ein eigenständiger wissenschaftlicher Beitrag zum Fortschritt eines Faches sein muss.

An der Universität Konstanz erkläre jeder Doktorand bei Abgabe der Dissertation, dass die Arbeit selbst verfasst und fremde Literatur als solche gekennzeichnet sei. „Wird diese Grundregel wissenschaftlicher Redlichkeit nachweislich verletzt, ist es an der Universität, ihr wieder Geltung zu verschaffen“, betonte Rüdiger.

Wortwörtliches Plagiat über knapp 40 Seiten

Saß soll bei ihrer rechtswissenschaftlichen Doktorarbeit mit dem Titel „Regulierung im Mobilfunk“ zahlreichen Stellen von anderen Autoren abgeschrieben und damit die Standards wissenschaftlichen Zitierens verletzt haben. Laut der Internetseite „VroniPlag Wiki“ enthält die Arbeit unter anderem ein fast durchgängiges, wortwörtliches Plagiat von knapp 40 Seiten.

Unter anderem soll die Juristin Zeitungsartikel, Pressemitteilungen von Verbänden sowie Artikel der freien Internet-Enzyklopädie Wikipedia verwendet haben, ohne die Quellen in ihrer Arbeit zu nennen. Die Hamburger Rechtsanwältin Tanja Eisenblätter wirft Saß vor, bei ihr abgeschrieben zu haben. „25 Seiten wurden wortwörtlich übernommen, ohne Nennung der Quelle“, kritisierte Eisenblätter.

Uni Konstanz hatte Prüfverfahren im Februar eingeleitet

Die Universität Konstanz hatte Mitte Februar Kenntnis von den Vorwürfen erhalten. Daraufhin wurde der Promotionsausschuss des Fachbereichs Rechtswissenschaft einberufen, der sofort ein Prüfverfahren einleitete. Nachdem die Frist für das Einholen von Stellungnahmen abgelaufen war, kam der Promotionsausschuss in dieser Woche erneut zusammen und traf den Entschluss, Saß den Titel abzuerkennen. (dapd)